von Horst Weyrich (2013) (ursprünglich zum BGE hinargumentiert)
Das Ansehen eines Menschen in Deutschland wird immer noch von den Geldbesitzern
und Vermögensinhabern in die Köpfe der Menschen gesetzt: Wer
teuer und großartig wohnt, wer ein möglichst großes starkes
Auto fährt, wer teure gute Kleidung trägt, wer exakt in seinem
Aussehen ist, wer seinen Urlaub teuer und exotisch verbringt, wer möglichst
vielen Menschen - auch gegen ihren Willen - sagen kann, was sie tun sollen
und das auch durchsetzt (=Macht), dieser Mensch ist angesehen, er wird
geehrt, verehrt, ihm wird nachgeeifert. Das ist vermutlich mehr der männliche
Mensch in Deutschland.
Beim weiblichen Menschen in Deutschland ist es ähnlich gelagert,
nur auf anderen Gebieten:
Wer viele Kinder hat, mildtätig in Vereinen oder Kirche tätig
ist, sozial engagiert ist oder Tieren in Not hilft, schön ist oder
gut singen kann, viele Social Contacts hat, ist angesehen, geehrt, verehrt,
verlangt jedoch auch die Gegenleistung Gehorsam und Unterstützung
(„Es geht ja um eine gute Sache“).
Diese o.a. Werte begründen das Weiterbestehen eines neoliberalen
Kapitalismus, der darauf gründet, Bedingungen zu erfüllen, um
in den Genuß von Annehmlichkeiten zu kommen wie genug oder gar zuviel
Geld, Ansehen und Verehrung.
Das Perverse dabei ist, daß man um angesehen zu sein und für
den Erhalt dieses Ansehens nicht nur dafür sorgen muß, daß
man gute Leistungen erbringt sondern daß man auch dafür sorgen
kann, daß es Menschen gibt, die ebenda nicht gute oder sogar schlechte
Leistungen erbringen, da man sich ja sonst gar nicht von den anderen abheben
kann. Wenn man also mehr Geld als andere verdient, mehr besitzt als andere,
dann kann man ja auch dafür sorgen, daß andere weniger Geld
verdienen und weniger besitzen und verhindern, daß sie mehr verdienen,
damit die eigene Position erhalten oder gestärkt wird.
Im sozialen, mildtätigen Bereich gilt das ebenfalls: Wer keine
Kinder hat, sich nicht engagiert, über wenige Social Contacts verfügt
oder den Gehorsam gegenüber den Anführern sozialer Vereinigungen
verweigert, wird als Gegenpol dargestellt. Indem man dafür sorgt,
daß dieser Mensch auch dort bleibt, sichert man seine eigene Position
des Herausragens.
Wenn alle Menschen gleich anerkannt werden, kann sich keiner mehr profilieren.
Wohlgemerkt der feine Unterschied: Es geht noch nicht einmal darum, daß
alle Menschen gleich SIND sondern erstmal nur darum, daß alle Menschen
in gleichem Maße und in ihrer Individualität anerkannt werden.
Es geht ums Anerkennen.
Doch diese Art der Gesellschaft will z.Zt. niemand, weil die Gesellschaft
im Bewußtsein lebt, daß das Individuum herausragen muß,
daß es sich profilieren muß. Der Kommunismus ging zu
früh vom idealen, gleich anerkannten Menschen aus, der auch nicht
die Absicht hat herauszuragen. Er wurde unterminiert vom Herausstreichen
bester Leistungen: Der beste Arbeiter, der fleißigste Arbeiter, der
sich für alle einsetzt und die Arbeit von vielen erledigt: Stolz
Selbst in Kinderspielen geht es darum wer Gewinner wird, damit Kinder
von früh an an den Gedanken gewöhnt werden, daß es nur
ums Gewinnen geht. Und beim Sport zählen auch nur die besten Drei.
Wieviel Mühe und Geld wird darauf verwendet die Sportler dazu zu animieren
„nach oben“ zu wollen. Wie viele Fußballplätze und –stadien
werden gebaut, um unter dem Deckmantel von Teamarbeit Ehrgeiz und Kampfeswillen
zu fördern. Unsere „gute“ Mannschaft gegen die „schlechte“ andere
Mannschaft. Und im Privatleben geht es nachher genauso weiter: Meine Familie
gegen deine, meine Gemeinde gegen deine, meine Stadt gegen deine, mein
Land gegen dein Land.
Gegen..., gegen...., gegen...
Zudem wird nicht beachtet, daß jedes Spiel neben wenigen Gewinnern
das Vielfache an Verlierern erzeugt. Auch in Mannschaftsspielen gibt es
nur wenige Tabellenerste und viele viele Tabellenmitläufer und Tabellenletzte.
Es ist wichtig mit persönlichem Ehrgeiz aufzuhören und
diese Kraft da hineinzustecken, wo man für seine Mitmenschen und für
sich selbst und für die Umgebung (Natur, Erde, Kosmos) den langfristig
größten Vorteil haben kann. Was heute nach o.a. Werten als erstrebenswert
gilt, muß umgewandelt werden in neue erstrebenswerte Eigenschaften
zum Vorteil aller und nicht nur der Gewinner. Wir müssen aufhören
„Führungspersönlichkeiten“ zu bilden, denn jeder, der führt,
braucht Untertanen, Geführte.
Man sollte der Öffentlichkeit und der Politik vor Augen führen,
daß die Verwaltung der Arbeitslosen, die Überwachung und
das Sanktionieren der Hartz IV-Empfänger, die Bezahlung der dafür
erforderlichen öffentlichen Angestellten und die Immobilienerstellungs-
und erhaltungskosten sowie Mietkosten höher sind als die Auszahlung
eines vergleichbaren BGE. Als glaubwürdigste Quelle wäre da ein
Bericht des Bundesrechnungshofes anzuführen, der ja auch schon überteuerte
Projekte des Verteidigungsministeriums in den Blick der Öffentlichkeit
rücken konnte. So führen ja die vielen 1-Euro-Jobs zu neuen Arbeitslosen,
da die Jobs ja vorher von Arbeitnehmern ausgeführt wurden, die normalen
Stundenlohn bekamen. (Beispiel am Rande: In Bad Neuenahr-Ahrweiler
begann man damit die Pflanzungen zwischen und an Straßen und Verkehrsinseln
von Hartz IV-Empfängern als 1-Euro-Job ausführen zu lassen. Die
damit bisher beauftragte Landschaftsgärtnerei meldete Konkurs an und
sämtliche Arbeitnehmer waren dann beim Arbeitsamt als arbeitslos gemeldet,
erhielten dann zunächst 75% ihres letzten Bruttogehalts, und konnten
dann später als Hartz IV-Empfänger die frühere Arbeit für
1 Euro die Stunde erledigen)
Umverteilung von Reichtum:
„Reiche“ pflegen keinen Umgang mit „Armen“, es ei denn sie machen das
aus Marketinggründen, um zu zeigen wie sozial sie sind. Ihren Reichtum
zu behalten pflegen sie durch den Umgang mit anderen Reichen, deren Reichtum
sie ebenfalls erreichen oder überbieten wollen oder denen sie als
Vorbild dienen wollen, um Verehrung einzufordern. Reichen ist nicht bewußt,
daß sie wesentlich mehr besitzen als sie - selbst für gesteigerte
Bedürfnisse - benötigen. Ihnen ist Machtzuwachs und Einflußzuwachs
wichtiger als Besitzzuwachs. Letzteres ergibt sich dann durch Machtzuwachs.
Will man ihnen jedoch Besitz wegnehmen, interpretieren sie es als Machtverlust,
was sie nicht hinnehmen können. Eine Umverteilung von Reichtum hin
zu den Armen wird also immer unter Zwang und Gegenwehr erfolgen. Man muß
sich also überlegen welche Anreize man einem Reichen bieten kann,
damit er freiwillig einen Teil seines Reichtums oder große Teile
davon abgibt (letzteres vermutlich nur, wenn ersteres als positives Erlebnis
empfunden wurde). Wenn Reichen in Deutschland das Leben schwer gemacht
wird, dann gehen sie eben ins Ausland, wohnen dort und leben ihren Reichtum
dort. Auch eine erhöhte Luxussteuer, wie sie von Götz Werner
vorgeschlagen wird, würde die Reichen vermutlich nur dazu veranlassen
ihre Luxusgüter im Ausland zu kaufen und dort mit ihren Luxusgütern
zu leben.
Man muß sich in den Kopf eines Reichen hineinversetzen:
Angenommen er würde große Teile seines Reichtums für
wohltätige soziale Zwecke ausgegeben haben und er würde ein Bad
in der Menge der glücklichen Empfänger nehmen. Man würde
sich über ihn freuen und ihm danken und ihn beglückwünschen.
Doch im Kopf des Hochachtung und Niveau gewöhnten Reichen würde
der ständige Vergleich angestellt, wie er bisher von reichen oder
nicht ganz so reichen Kollegen oder seinen Angestellten gefeiert wurde.
Letztere Art des Gefeiert werdens war er gewohnt und hat er geschätzt
und es hat sich eine gewisse Sucht danach eingestellt. Vielleicht nimmt
er den feinen Unterschied wahr wie sich Menschen aus ganzem Herzen in Wahrheit
freuen im Vergleich mit der mit Neid und Konkurrenz gepaarten Bewunderung
der Standesgleichen. Wie bei jedem Süchtigen muß er innerlich
einen Sprung über eine innere Grenze machen, um sich von der Freude
des Gewohnten auf die neue Freude einzustellen.
Dazu kommt, daß er nach Abgabe eines Großteils seines Vermögens
auch die Macht abgegeben hat, die mit dem Vermögen einher ging. Auch
das Selbstverständnis als Elite würde verlorengehen, das jemand
Besonderes sein. Diese Eigenschaften wurden über Spiel, Sport, Schule,
Ausbildung und Berufskarriere in der Bevölkerung verankert, so daß
Reiche auch von allen akzeptiert werden und jeder versucht ebenfalls reich
zu werden. Man stelle sich einen Wald vor, in dem ein Baum es geschafft
hat fast alle Nährstoffe und fast alles Wasser auf sich zu vereinigen,
während die meisten Bäume eher kargen müssen und dennoch
spenden alle - auch die kargen - Bäume dem einen Baum Applaus und
bewundern ihn.
Diskutiert werden müßte, ob ein Reicher von seinem Tun ablassen
würde, wenn er an Reinkarnation und Karma glaubt (was nicht nur für
einen Reichen sondern für die ganze Bevölkerung heilsam wäre).
Das würde bedeuten, daß Reichtum auf Kosten Anderer in einem
späteren Leben gebüßt werden müßte. Der
Umkehrschluß ist, daß offenbar kein Reicher an Reinkarnation
und Karma glaubt, schon deswegen, weil er ja überzeugt ist sein Leben
selbst gelenkt und unter Kontrolle zu haben.
Das Behalten / Akkumulieren von Geld und Vermögen muß gebrandmarkt
werden. Wer Geld nicht fließen läßt, sollte als Bremser
gelten, als Behinderer der Bevölkerung. Ausdruck findet es schon in
der äußeren Erscheinung: Steif, undynamisch, Anzug, Krawatte,
farblos
Verehrenswert unter Reichen gilt Intelligenz, die in Form von Schrift,
Wort und Handlung andere Menschen manipuliert für den Vorteil des
Reichen zu denken und zu handeln. Neuerdings wird eine ehemals verpönte
Moral ganz offen als neue Moral in der Bevölkerung akzeptiert: „Geiz
ist geil.“ „Mein Haus, mein Pool, meine Frau, meine Yacht“
Ungestraft Unrecht durchsetzen zu können gilt als Tugend eines
Reichen.
Reiche haben eine gewisse inhaltliche Lenkungsgewalt auf die Medien.
Dadurch ist es gelungen z.B. übermotorisierte Pkw jahrzehntelang über
Automobilzeitschriften als etwas Erstrebenswertes in die Köpfe der
Bevölkerung zu injizieren, damit die Pkw der Reichen nicht so abgelehnt
werden und die stetig steigenden Kraftstoffpreise akzeptiert werden ohne
daß die Bevölkerung auf kleine spritsparende Pkw umsteigt. Zugleich
wurde durch Marketing die Werte „großer, starker Pkw“ = „großer,
starker Mann“ = „kann große Familie ernähren“ damit verbunden
und heute fährt der Großteil der Bevölkerung übermotorisierte
Pkw, die sie MIT BGE alleine NICHT HALTEN KÖNNEN, was alleine schon
bei der männlichen Bevölkerung als ungenanntes Gegenargument
zum BGE gehandelt wird.
Zudem wird durch ein bedingungsloses Grundeinkommen das Männlichkeitsbild
verletzt: Dadurch, daß ein Mann sein Geld VERDIENT, wird er mehr
zum Mann. Bekommt er sein Geld bedingungslos „geschenkt“, verliert
er einen Beweis seiner Mannhaftigkeit, den er durch irgend etwas anderes
zu kompensieren suchen muß. Obwohl sich die Gesellschaftsnorm, daß
der Mann den Unterhalt für die Familie verdient und die Frau sich
um Haushalt und Kinder kümmert, tendenziell zur paritätischen
Mitte hin bewegt, gibt es immer noch zu viele Männer mit alter Normenvorstellung.
Vielleicht sollte man analysieren welche Faktoren zum Erfolg der neuen
paritätischen Gesellschaftsnorm führen, denn es könnte sein,
daß dieselben Faktoren auf die positive Bekanntmachung und Einführung
des BGE angewendet werden können.
Durch welche Werte kann man die heute geltenden, das Unglück verursachenden
Werte ersetzen, die auch von der Bevölkerung angenommen werden?
Umkehrung von Regeln ist nicht auf Anhieb möglich. Beispiel Engelsregeln:
Die meisten Kartenspiele basieren ohne es so zu benennen auf Behinderungstaktiken.
Bei Mau-Mau muß der nächste Spieler bei einer 7 zwei Karten
aufnehmen, bei einer 8 aussetzen und bei einem Buben darf man selbst eine
neue Farbe wünschen. Ziel ist selbst die letzte Karte abzulegen und
Gewinner zu werden. Das ist Erziehung zu negativer Handlungsweise und
zum Egoismus. Gerne sagt man auch „Man muß auch das Verlieren lernen.“,
denn es kann wie bei den meisten Spielen nur einer gewinnen, die Mehrheit
wird Verlierer. Eine Umkehrung der Regeln („Engelsregeln“) ist z.B.
wenn der nächste Spieler bei einer 7 zwei Karten ablegen darf, bei
einer 8 zweimal an der Reihe ist und bei einem Buben der nächste Spieler
eine neue Farbe wünschen darf. Ziel ist dem nächsten Spieler
zu ermöglichen die letzte Karte abzulegen. Da es das Spiel auch mit
Richtungswechsel gibt, bestimmt der Spieler, der die letzte Karte abgelegt
hat, wer ihm am meisten geholfen hat und erklärt ihn zum Gewinner/Sieger.
Das ist Erziehung zu positiver Handlungsweise und zum Altruismus.
Wenn man nach Engelsregeln mit Kindern spielt, die das Spiel bereits einige
Zeit nach den Norm-Regeln (Bestrafung) gespielt haben, dann möchten
sie das Spiel lieber nach den Norm-Regeln spielen. Es ist sozusagen schon
zu spät. Das Verhaltensmuster sich mit Macht gegen andere durchzusetzen
anstatt sie zu fördern hat sie bereits geprägt, hat bereits den
Wiederholungsdrang in der negativen Ausprägung ausgelöst. Vielleicht
sind Kinder, die gestillt worden sind, deswegen auch zufriedene Kinder,
weil sie von früh an die Erfahrung machen konnten, daß sie jederzeit
alles bekommen, was sie benötigen, anstatt darauf warten oder es sich
mit Schreien erpressen zu müssen.
Das negative Verhaltensmuster setzt sich fort, wenn die Kinder
dann in fortschreitendem Alter und bestärkt durch etliche andere Spiele
in Kindergarten und Schule es gutheißen, daß es wenige Gewinner
und viele Verlierer gibt und daß man gewinnt, wenn man möglichst
erfolgreich andere manipuliert oder die Macht erwirbt ihnen vorzuenthalten,
was sie sich wünschen. Im Erwachsenenalter führt das dann zum
einen zur Akzeptanz, daß es einige wenige Reiche oder Machthaber
gibt, denen es mehr als gut geht und viele viele Menschen, denen es nicht
gut geht, und zum anderen zum Streben selbst zu jemandem zu werden, der
über andere bestimmen kann und reich zu werden - auch auf Kosten anderer
(durch die vielen Spiele und schulischen Erfahrungen mit wenigen Gewinnen
und vielen vielen Verlierern hat man das ja jahrelang zu akzeptieren gelernt).
In einer Schulklasse gibt es die Meinungsführer, die Führer
durch Geld und Besitz, die Noten-Besten und die Sportskanonen. Im
Laufe der Schulzeit und je nach Veranlagung wird ein Schüler entweder
zu einer dieser Führungstypen oder er gehört zur Gefolgschaft
einer dieser Führer (d.h. er hat sich damit abgefunden zu den Verlierern
zu gehören) oder er wird zum Sonderling (können später erfolgreiche
Spezialisten werden).
Im späteren Berufsleben wiederholen sich dann die Führungstypen:
Aus dem Meinungsführer wird ein Politiker oder Geschäftsführer
oder beides zusammen oder Journalist, aus dem Führer durch Geld und
Besitz Geschäftsinhaber, die Noten-Besten werden hohe Positionen in
Firmen erhalten oder Professoren werden und die Sportskanonen gutverdienende
Sport-Idole oder Hobby-Sportler mit Verein und Anhängern, Sonderlinge
sind oft Spätzünder.
Sowohl die Leitenden als auch die Geleiteten sind geprägt von
der Akzeptanz, daß es einigen wenigen gut geht (Gewinner) und vielen
schlecht geht (Verlierer) , als auch von der Akzeptanz der Regeln, die
dazu geführt haben: Manipulation, Vorenthaltung des Benötigten,
Entmündigung (Gesetze regeln alles und entziehen durch ihr Vorhandensein
dem Menschen das Vertrauen, daß er vernünftig handelt) und so
weiter. Daher kommt es, daß ein gesellschaftlicher Konsens über
den „Homo Oeconomicus“ (Cornelia Otto, Piratenpartei) entstanden ist, der
dem Menschen den Wert gibt durch das Ausmaß seines wirtschaftlichen
Nutzens.
Daher lassen sich die Werte, die sich innerhalb einer Generation aufgebaut
haben, nicht so leicht umkehren. Denn eine Umkehr der o.a. Werte würde
zur Bedingungslosigkeit und damit auch zum bedingungslosen Grundeinkommen
führen. In einer Gesellschaft, die es gewohnt ist, eine Geldleistung
an eine Gegenleistung zu binden und die Form und Ausgestaltung dieser Gegenleistung
bereits über Generationen Gewohnheitsrecht ist, kann man ein BGE schwerlich
einführen.
Die Umkehrwerte:
Wenn sich jemand gegenüber Anderen durchsetzt, gilt es als Stärke.
Tatsächlich ist es aber eine Schwäche die Meinung und Absichten
der Anderen zu mißachten.
Zuhören, was die Bedürfnisse der Anderen sind, und ihnen
helfen diese Bedürfnisse zu erfüllen, ist eine neue, wahre
Stärke. Dazu gehört auch diese Bedürfnisse nicht herabzuwürdigen
wie es Meinungsmacher bislang oft tun sondern denjenigen mit den Bedürfnissen
auch zu verdeutlichen, daß sie ein Anrecht haben ihre Bedürfnisse
erfüllt zu bekommen und nicht nur „Gewinner/Sieger“ dieses Recht haben.
Bisher galt es als erstrebenswert berühmt zu werden, verehrt zu
werden aufgrund besonderer Leistung. Diese Leistungen waren jedoch Reichtum,
Einfluß, Macht, Schönheit, körperliche Fähigkeiten.
(Das Bedürfnis verehrt zu werden stammt ja aus dem Mangel an erfahrener
Liebe und Achtung, was aus der Vorenthaltung der Erfüllung der
Bedürfnisse stammt.) In Zukunft sollte es als erstrebenswert gelten
anderen geholfen zu haben ihre Wünsche zu erfüllen. Nicht mehr
wer möglichst viele Andere für sich arbeiten läßt,
gilt als stark, sondern wer möglichst vielen anderen dienen,
helfen und für sie arbeiten kann, gilt als wahrlich stark und wer
Andere für sich arbeiten läßt gilt demnach als schwach.
Tendenzen in diese Richtung kann man heute schon in einigen Fernsehsendungen
erkennen, in denen z.B. vom TV-Sender eine Wohnung renoviert wird, ein
Auto repariert, Verwandte/Bekannte oder auch Haustiere wiedergefunden und
zusammengeführt werden. Vielleicht sind auch diese Talent-, Tanz-
und Gesangssendungen schon ein Schritt in die richtige Richtung, wenn auch
unter dem falschen Vorzeichen, daß die „Besten“ und die „Superstars“
gesucht werden.
Weitere Umkehrwerte finden sich in einer Tabelle von Hildegard von
Bingen „35 Laster und Tugenden“ http://www.horstweyrich.de/3D-5D.htm
Ein Unterpunkt zum Bestreben verehrt zu werden, ist es „Bester“ zu
sein. Das kann man untergliedern in Schnellster, Stärkster, Schönster,
Intelligentester. Die Zurschaustellung der Besten und ihrer Leistung führt
auch dazu, daß etliche Zuschauer angesichts der herausragenden Leistung
der Besten entmutigt ihr eigenes unentwickeltes Talent auf diesem Gebiet
nicht entwickeln, weil sie glauben nie so gut oder gut genug werden zu
können (=Selbstverurteilung). Es wäre besser man würde nur
versuchen gut zu sein in den eigenen Fähigkeiten, nicht jedoch Bester.
Es käme darauf an nicht in den Vergleich mit anderen zu ziehen, weil
man dann wieder in die Bedingtheit gerät. Die Bedingungslosigkeit
des Grundeinkommens stößt in diesem Zusammenhang auch deshalb
auf Schwierigkeiten, weil die Menschen es gewohnt sind ihre finanziellen
Mittel mit anderen Menschen zu vergleichen, gepaart mit dem Streben Bester
sein zu wollen. Anstatt ihr Einkommen daran zu messen wieviel Einkommen
sie selbst benötigen, vergleichen sie ihr Einkommen mit dem in der
Regel betrachteten höheren Einkommen des Nachbarn, des Bekannten,
der Verwandten, der Freunde oder mit bekannten Persönlichkeiten.
Niedrigere Einkommen werden aus dem Fokus ausgeschlossen - eine Folge der
Aufwärtsorientierung - Ehrgeiz und Stolz, erlernt in Schule, Sport
und Karriere. Noch sinnvoller wäre es den Fokus darauf zu richten
wer ein zu geringes Einkommen hat und der Wille demjenigen zu helfen das
Einkommen auf die benötigte Höhe zu bringen.
Eines der wichtigsten Umkehrmodelle im Denken für das BGE ist die
Frage nach dem Handeln, nach dem Beruf. Der Homo Oeconomicus fragt nur
danach, womit er am meisten Geld verdienen kann oder womit er sein Einkommen
noch weiter erhöhen kann. Sehr viele Menschen gehen heute einem Beruf
nach, der sie nicht erfüllt - nur ihre Taschen. Die Zauber-Fragen
sind:
„Was würden Sie am liebsten tun, wenn Sie nicht nur arbeiten müßten,
um Geld zu verdienen?“
„Was würden Sie lieber tun als das, was Sie jetzt tun?“
„Was glauben Sie, was Sie tun könnten, was sinnvoller ist? Was
wäre ihre EIGENTLICHE Aufgabe, die Ihnen aber auch Freude bereiten
sollte?“
Und dann ans BGE heranführend:
„Und wenn Ihr monatliches Einkommen gesichert wäre, - so viel
wie Sie brauchen und unabhängig von der Quelle des Einkommens - innerhalb
welchen Zeitraums würden Sie damit beginnen die EIGENTLICHE Aufgabe
anzupacken?“
Es geht dabei darum die Gedanken hinzulenken auf nicht betrachtete positive
Lebensbereiche, die mit der bisherigen Weise das Einkommen zu erhalten
nicht erreichbar waren.
Eine Antwort wäre dann
„Das BGE ist eine Lösung für das Einkommen, das ihre
EIGENTLICHE Aufgabe im Leben ermöglicht.“
Damit wäre der grundsätzliche Wille und die Motivation für
die Einführung eines BGE gelegt, was Voraussetzung für geöffnete
Ohren ist.
Umgekehrt wird aus demselben Grund das BGE unbewußt abgelehnt:
„Ich möchte mein Geld selbst verdienen, auch wenn es nicht meine
EIGENTLICHE Aufgabe ist, mit der ich mein Geld verdiene. Ich will
stolz auf mich sein. Ich will stolz auf meine Leistung sein, mich selbst
und ggf. andere damit ernähren zu können bzw. meinen Lebensstandard
damit erreicht zu haben und halten zu können. Ich will mit meiner
Arbeit so viel Geld verdienen, daß ich meine EIGENTLICHE Aufgabe
in meiner Freizeit kostenlos erledigen kann, weil ich glaube, daß
meine EIGENTLICHE Aufgabe, die mich mit Sinn erfüllen würde,
nichts wert ist. Ich habe Angst, daß man mich nicht ernst nimmt,
wenn ich nicht arbeite.“
Eine andere Idee, die man auch für andere gesellschaftspolitische
Visionen einsetzen könnte, wäre einen Kino- oder Fernsehfilm
drehen zu lassen, der die Inhalte der jeweiligen Vision in ihrer Vollkommenheit
zeigt. Da oft gute Ideen innerhalb des politischen Mitwirkungsprozesses
der beteiligten Gesetzgebungsgremien so abgeändert werden, daß
die daraus entstandenen Kompromisse eine nicht tragbare aber politisch
genehmigte Lösung ergeben haben, die dann die Vollkommenheit der Ursprungsidee
und das Paradiesische daran nicht mehr erkennen läßt, wäre
eine Darstellung der reinen Ursprungsidee ohne Einschränkungen in
einem Film ein ideales Mittel, um die eigentliche Absicht fälschungsfrei
darzustellen und auch um nicht tragbare Kompromisse innerhalb des Gesetzgebungsverfahrens
zu reformieren.
Bezüglich des BGE würde eine filmische Darstellung in Frage
kommen, bei der die Finanzierbarkeit des BGE bereits gelöst ist, alle
BGE-Empfänger einer Arbeit nachgehen, mit deren Inhalt, deren Umfeld
und deren Bezahlung sie zufrieden sind. Niemand, der bereits ausgebrannt
ist oder kein inneres Interesse an seiner Arbeit hat, besetzt mehr eine
Stelle, die für einen Anderen den Traumjob darstellt. Einige, die
es im Leben zu nichts gebracht haben, werden nach mehrmonatiger Pause plötzlich
kreativ und finden ihr ideales Beschäftigungsfeld und zeigen plötzlich
herausragende Leistungen. Alleinerziehende können trotzdem ihren beruflichen
Idealen folgen, weil die Kinder durch ihr eigenes BGE versorgt sind. Die
Scheidungsquote ist gesunken, weil nicht mehr einer allein das Einkommen
für die Familie verdienen muß oder gar beide Eltern für
das Haushaltseinkommen die Kinder verwahrlosen lassen müssen. Es gibt
auch keine unglücklichen Ehen mehr, bei denen die Ehepartner nur noch
aus finanziellen bzw. materiellen Gründen zusammen sind. Es gibt keinen
Streit mehr nach einer Trennung wegen Unterhaltszahlungen, da jeder Mensch
sein BGE erhält. Das Männerbild hat sich gewandelt: Da jeder
ein Einkommen erhält, braucht der Mann sich selbst und Frauen und
Kindern nicht mehr vormachen wie stark und mächtig er ist, da er nicht
mehr eine Familie ernähren und für sie sorgen können muß.
Das ganze Angebertum und die Kraftprotzerei verschwindet. Das Frauenbild
hat sich gewandelt: Sie müssen sich nicht mehr an einen starken Mann
hängen, der sie und ihre Kinder versorgt. Sie honorieren die Stärke
und Macht eines Mannes nicht mehr - da sie bereits versorgt sind - und
helfen ihm dadurch sich von dem Leitbild des starken Leistungsmannes zu
trennen. Die Frau ist auch nicht mehr darauf angewiesen schön auszusehen
und sich schön zu geben oder gar mit Sex zu werben, da sie nicht mehr
zwingend den Mann für ihre Lebensgestaltung benötigt. Die Gesellschaft
an sich hat sich verändert: Wo vormals Mißtrauen und Kontrolle
geherrscht haben, die sich in wilder Gesetzgebungshäufigkeit geäußert
haben, ist jetzt Vertrauen in die Kompetenz und Selbstverwirklichung des
Individuums getreten. Nachdem man früher sein Einkommen sichergestellt
und den Erwerb und den Erhalt des Arbeitsplatzes und seiner Früchte
gegen Andere verteidigt hat, fühlt man sich jetzt in Staat und Gesellschaft
und am Arbeitsplatz geborgen. Da man nichts mehr verlieren kann, braucht
man nichts mehr zu verteidigen. Die Akzeptanz des Gegenübers hat Einzug
gehalten in die Gesellschaft. Die Gesellschaft hat sich von der Mißtrauensgesellschaft
zur Vertrauensgesellschaft gewandelt. Es beginnt die Entdeckung der Freude
daran, daß sich Andere an der Erfüllung ihrer stillen und offenen
Wünsche erfreuen, zu denen man ihnen verholfen hat.
Vielleicht sollte im Bundestag ein Etat für solcherart Filme bereitgestellt
werden. Als Darsteller würden sich die engagierten Mitglieder von
Vereinen und Bürgerinitiativen anbieten, bei denen ja i.d.R. die zugrunde
liegenden Ideen und Visionen zuerst geboren wurden.
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Sport:
Sportliche Leistungen sollten nicht mehr an anderen Sportlern gemessen
werden sondern nur noch an der Steigerung der eigenen Leistungen. Meide
den Vergleich mit anderen! Ehrgeiz und Stolz im Vergleich mit Anderen sind
einige der Eigenschaften, die langfristig zur Wiederabschaffung eines bedingungslosen
Grundeinkommens führen und Eliten schaffen wollen. Sich selbst Ziele
zu setzen ist dagegen widerspruchsfrei.
Sollte man Fußball abschaffen? Die Vorteile sind ja gerade Teamgeist
und körperliche Betätigung. Doch die Organisation müßte
geändert werden: Abschaffung von Bundes- und Landesliga, Abschaffung
von Zählen der Tore, Abschaffung von Tabellen, Abschaffung internationaler
Vergleichswettkämpfe: WM, EM Der Anreiz des Fußballs sollte
der reine Spaß am Spielen sein, nicht das Besiegen des Gegners. Dazu
könnte man es z.B. zur Pflicht machen mit der gegnerischen Mannschaft
nach dem Spiel gemeinsam essen zu gehen, wobei die Sitzplätze mit
der gegnerischen Mannschaft gemischt werden. Zusätzlich müßte
das ganze Geld aus den Vereinen rausgezogen werden, damit keiner lernt
sein Geld damit zu verdienen Andere zu besiegen.
Bildung:
Die Noten müssen abgeschafft werden und ersetzt werden durch ein
Belohnungssystem. Heute schon belohnen Wohlhabende die Noten ihrer
Kinder, so daß deren Kinder einen Anreiz haben den Lernstoff lernen
zu wollen (das ist das Einzige, worauf es ankommt. Viele Kinder lernen
nicht, weil sie nicht lernen wollen). Die Kinder von ärmeren Eltern
erhalten keinen finanziellen Anreiz für gute Noten, weil sich die
Eltern das nicht leisten können oder auch weil sie aufgrund eigener
mangelnder Erfahrung nicht intelligent genug sind ihre Kinder intelligent
zum Lernen anzuleiten.
Die Inhalte von Bildung sind emotionsneutral. Ein kriminelles Kind
mit übelsten Ambitionen wird als hochgebildeter Erwachsener mit Studienabschlüssen
seine Bildung einsetzen, um Menschen repressiv zu behandeln und auszunutzen
und seine Spuren zu verwischen und zu kaschieren. Ein tugendhaftes Kind
mit sozialer Einstellung wird als hochgebildeter Erwachsener mit Studienabschlüssen
seine Bildung einsetzen, um Menschen rechtschaffen zu behandeln und gemäß
ihren Talenten einzusetzen. Bildung an sich versagt gesellschaftlich also
vollkommen, wenn sie ohne moralisches, ethisches, soziales, emotionales
Gerüst den Kindern übergestülpt wird. Darum ist es dringend
erforderlich andere Fächer in der Schule einzuführen wie z.B.
der Umgang mit den eigenen Gefühlen, Motiven, Antrieben und die Transformation
von negativen in positive Gefühle. Das praktische Einüben sozialer
Tätigkeiten sollte Kinder früh davon überzeugen, daß
anderen eine Freude bereiten ein schöneres Erlebnis ist als sich an
der Macht zu erfreuen, daß man anderen etwas vorenthalten kann und
sie zwingen kann ungeliebte Tätigkeiten zu verrichten. Ihnen
muß gezeigt werden, daß es keinen Beifall geben darf für
körperliche Gewalt, psychische Gewalt, Verrat, Diebstahl und des sich
Bereicherns auf Kosten anderer, denn das findet heute ungeniert Beifall
und Anhänger.
So wie es unterschiedlich hohe Abschlüsse in den Schultypen und
Universitäten gibt, so müßte man genau so wichtig unterschiedlich
hohe Abschlüsse in den Schultypen der Herzensausbildung, der Emotionswelt
und universitäre Abschlüsse darin betreiben.
Spiele:
Es müssen Spiele erfunden werden, die mit der Förderung der
Mitspieler arbeiten, die soziale Kompetenzen fördern. Die Grundregel
„Einer gewinnt, alle anderen verlieren“ muß umgekehrt werden „Viele
gewinnen, wenige oder keiner verliert“. Dazu zählen z.B. Puzzle oder
auf Kinderspielplätzen die Wippe oder die Hängeschaukel. Für
Erwachsene ist mir außer Puzzle eigentlich nichts bekannt, vielleicht
das White Chess (http://schachblog.vsud.de/tag/white-chess-set-und-die-kunst-des-lebens/),
Schach mit nur weißen Schachfiguren von Yoko Ono. Als ich mich mit
den Engelsregeln beschäftigt habe, habe ich auch mal die Firma Ravensburger
Spiele dazu angeschrieben. Die meinten aber es gäbe kein Interesse
an Spielen ohne Gewinner. Naja, da kann man einen Waffenproduzenten auch
fragen, ob er nicht Waffen hätte, die einen Menschen nicht verletzen.
Das weit Vorausdenken muß gefördert werden, nicht der kurzfristige
Erfolg, der langfristig der Gesellschaft schadet.
Deshalb wird ja oft das BGE abgelehnt, weil das Leute sind, die nicht
weit denken können und kurzfristige Erfolge zur Lebenspriorität
erkoren haben.Parteiprogramm hat. |