Ein Haus (Hausaussenwände und Dach) aus lebenden Baumstämmen wachsen lassen

Kurzfassung:
=>Konstantin Kirsch hat in seinem Buch =>Naturbauten aus lebenden Gehölzen gezeigt, wie man aus Bäumen nach der Anleitung des 1941 verstorbenen Arthur Wiechula Häuser wachsen läßt: Man nimmt dreijährige Sämlinge und pflanzt sie in ca 15 cm - Abstand dorthin, wo einmal Hauswände stehen sollen. Diese Bäume werden dann miteinander verflochten und an den Kreuzpunkten mit einem Nagel und einer unverrückbaren Scheibe gesichert oder =>Spanplattenschrauben und ggf. Karosseriebau-Lochscheibe. Die Bäume wachsen nach ca. 2 Jahren an diesen Stellen zusammen. Die Nägel können dann entfernt werden (bei  =>Schrauben  gehts einfacher, bei Nägeln manchmal nicht), sodaß der Bauschutt in 300 Jahren nur aus purem verbrennbaren Holz besteht und nicht wie heute Sondermüll darstellt. Im weiteren Dickenwachstum der Baumstämmchen schließen sich die Flechtlücken und es ist eine feste geschlossene lebende Baumwand entstanden. Während des Wachstums müssen die unteren Zweige immer abgeschnitten werden. In ca 2,5 m Deckenhöhe werden Baumstämme zu einer Kuppel verflochten und genagelt bis die Decke zusammengewachsen ist und ein natürliches Regendach bildet. Auf diese Weise können in Abhängigkeit von Auswahl und Wuchshöhe der Baumsorte auch mehrstöckige Häuser gebaut werden. Zwischendecken müssen auf normale Zimmermannsart als Holzdecken eingezogen werden. Fenster und Türen werden ausgeschnitten und erhalten einen vierseitigen Rahmen, der ein Zerquetschen des Fensters durch Baumwuchs verhindert. Ein Haus kann 1/3 so hoch zum Bewohnen genutzt werden wie die normale Wuchshöhe des Baumes ist (Baumsorten und Wuchshöhe siehe unten). 2/3 der Höhe braucht der Baum Ast- und Blattwerk, um am Leben zu bleiben. Blitzableiter werden durch Bäume in der 30-Meter-Umgebung des Hauses gebildet, die höher wachsen als die Bäume, aus denen das Haus gemacht ist. Die Hausbäume werden mit Wasser versorgt, indem man einen Graben zieht, der etwa 1,5 m parallel zur Wand verläuft, damit die feinen Wurzeln sich dorthin entwickeln. Bis zur Fertigstellung eines solchen Hauses müssen etwa 10 Jahre Wuchszeit eingerechnet werden.

=> zu den Bildern der gewachsenen Häuschen einschließlich Weidendom IGA Rostock: Aktuelle Bilder immer nur auf Konstantins Website!
Vorteile dieser Bauweise nach dem Autor Konstantin Kirsch:

Ausschnitte und Bilder aus dem Buch:

Ein Naturhaus wächst und gedeiht im Lauf der Jahreszeiten, verändert sich dauernd, produziert Holz, Blätter, Blüten und Früchte, wird eines Tages absterben und später verrotten. Es ist in keiner Weise statisch, obwohl es natürlich der Inbegriff einer Immobilie (nicht mobil) ist. Der Wuchs folgt zwar gewissen Wahrscheinlichkeiten, ist aber nicht eindeutig berechenbar. Das heißt, man weiß nie genau, was aus einem Projekt einmal wird. Das klingt zunächst eher nachteilig, sind wir es doch gewohnt, immer vorher alles genau wissen zu wollen. Aber so schaffen wir hier auch einen Raum für interessante Überraschungen und ohne Überraschungen wäre unser Leben langweilig.
Ein ganz anderer Vorteil ist etwas schwieriger zu verstehen: Bevor wir einen Holzbalken oder ein Brett verwenden wollen, muß ein Baum erstmal 100 Jahre im Wald stehen und dann muß er noch gefällt, gesägt, verarbeitet werden.

»Wenn es daher möglich ist, das Holz von vornherein so wachsen zu lassen, daß es schon während seiner Entwicklung Wände bildet, und wenn diese Wände in Form von Bauwerken gezogen werden, dann würde man den eben geschilderten Umweg ersparen und hier schon ganz junges Holz für Bauzwecke verwendbar machen. Hierin würde eine Zeitersparnis von Jahrzehnten zu erblicken sein, und schließlich würde nicht nur an Forstarbeit, sondern auch an Bauarbeit gespart werden können. Das wäre ein volkswirtschaftlicher Vorteil ...«
 

Die Verwachsungskraft der Natur

Da die Verwachsungskraft zentral wichtig für die Bauausführung ist, soll sie noch etwas genauer dargestellt werden. Zwei Äste der selben Baumart können zusammenwachsen, sobald eine Bedingung erfüllt ist:
Die zum Verwachsen vorgesehenen Baumteile müssen fest und dauerhaft aneinander gedrückt werden. Beim weiteren Wachstum passen sich die zwei Teile aneinander an und verwachsen zu einer untrennbaren Verbindung. Dieses Phänomen ist bei Wurzeln ganz selbstverständlich, denn hier hält das schwere Erdreich die Wurzeln unverrückbar zusammen bis sie verwachsen sind. Deshalb ist es auch keine Baumquälerei, diese unterirdische Bedingung auch bei den oberen Trieben nachzuahmen. Allgemein lassen sich jüngere Triebe leichter verwachsen als ältere. Baumarten mit dicker Rinde (z. B. Kiefer (Pinus spp) haben es schwerer; In hartnäckigen Fällen kann hier ein beidseitiges Anschneiden der Rindenoberfläche weiterhelfen. Jedoch ist es klüger, die Baumarten zu verwenden, die diesen Vorgang von sich aus gerne mitmachen. Zu nennen sind hier im besonderen:
Rotbuche (Fagus sylvatica), Hainbuche (Carpinus betulus), Weide (Salix spp.) und Platane (Platanus x acerifolia).
» Für trockene Böden verwendet man alsdann vornehmlich die Weißerle, für nasse die Roterle. Außerdem kommen für mittlere Böden an guten Holzarten hauptsächlich folgende in Betracht: Ahorn, Birke, Eiche, Pappel, Ulme, Weide. Für mildere Lagen auch echte Kastanie, Platane und Walnuß.«
 
DIE FÜR NATURHÄUSER GÜNSTIGSTEN BAUMARTEN SIND:
Boden  Standort  jährlicher   Höhenzuwachs    max.  Höhe  maximales Alter (Jahre)
Bergahorn 
   Acer pseudoplatanus 
feucht/Kalk
tiefgründig 
   Sonne/luftfeucht 
 Halbschatten
8o cm    35 m 500
Baumhasel 
Corylus colurna 
Lehm/Kalk
anpassungsfähig 
Sonne / 
Halbschatten
35 cm  20 m  120
Esche 
Fraxinus excelsior 
humos/feucht/
locker
Sonne  8o cm  40 m  300
Wildapfel 
 Malus sylvestris 
humos/feucht/ 
locker
Sonne  50 cm  8 m  200
Platane 
Platanus x acerifolia 
feucht/ tiefgründig     Sonne / Halbschatten 70 cm  35 m  300?
Balsampappel 
Populus balsamifera 
feucht/ anspruchslos  Sonne / Halbschatten 8o cm 20 m    80
Holzpappel 
 Populus x robusta 
feucht/ lehmiger Sand  Sonne   140 cm  35 m 100
Roteiche  Quercus rubra  anpassungsfähig  Sonne  50 cm  25 m  500?
Weiß-Weide 
Salix alba 
feucht/
anpassungsfähig
Sonne     8o cm  30 m    200
Winterlinde 
Tilia cordata 
anpassungsfähig
nährstoffreich 
Sonne/ 
Halbschatten
30 cm  30 m  6oo
Sommerlinde
 Tilia platyphyllos 
warm/nährstoffreich/
Kalk/tief-
gründig/luftfeucht
Halbschatten  45 cm    40 m  1000
BEMERKUNGEN
Bergahorn Acer pseudoplatanus  Blätter stark lärmmindernd, Laubfuttergehölz, Bienenweide, goldgelbe Herbstfärbung
Baumhasel
 Corylus colurna 
teure Pflanzen, leicht zu flechten, eßbare Nüsse, stadtklimafest
Esche
Fraxinus excelsior 
aufrechter Wuchs, Hartholz mit hohem Brennwert, Laubfuttergehölz,
Bienenweide
Wildapfel
 Malus sylvestris 
leicht zu flechten, Hartholz, schöne Blüte, nach Veredeln Tafelobst liefernd
Platane 
   Platanus x acerifolia 
Steckholzvermehrung möglich, stadtklimafest, auffallende Früchte, attraktive Rinde; Altersangabe unsicher, da erst vor 300 Jahren eingebürgert
Balsampappel 
Populus balsamifera 
einfache Steckholzvermehrung, starke Flachwurzeln, starker, angenehmer
   Geruch. Bienenweide
Holzpappel 
 Populus x robusta
  einfache Steckholzvermehrung, starke Flachwurzeln
Roteiche
 Quercus rubra 
rote Herbstfärbung; Altersangabe unsicher, da erst vor 100 jahren
  eingebürgert
Weiß-Weide
 Salix alba 
einfache Steckholzvermehrung, leicht zu flechten, Korbflechtruten, Weich
   holz, Bienenweide, stadtklimafest
Winterlinde 
Tilia cordata 
junge Blätter als Salat eßbar; Blüten süßlich duftend, Laubfuttergehölz,
 Bienenweide, besonders frosthart
Sommerlinde 
Tilia platyphyllos
junge Blätter als Salat eßbar, Blüten süßlich duftend, Laubfuttergehölz,
 Bienenweide, empfindlich gegen Luftverschmutzung

Die Gitterhecken produzierende Baumschule Herran im österreichischen Höchst / Vorarlberg benutzt folgende Gehölzarten:
Silberahorn (Acer saccharinum), Spitzahorn (Acer platanoides), Eberesche (Sorbus aucuparia), Nordische Mehlbeere (Sorbus intermedia), Baumhasel (Corylus colurna), gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Winterlinde (Tilia cordata), Hainbuche (Carpinus betulus), Rotbuche (Fagus sylvatica), Erle (Alnus glutinosa), Ulme (Ulmus carpinifolia), Roteiche (Quercus rubra), Europäische Lärche (Larix decidua) und Japanische Lärche (Larix kaempferi).
Bei der Auswahl der Baumart sind immer mehrere Punkte zu beachten. Zum einen Boden / Klima / Standort und zum anderen die gewünschte Wuchsleistung. Eine Sorte, die gerade mal vier Meter groß werden kann, wird für einen drei Meter hohen Raum nicht genügend Wuchsleistung bieten. Außerdem sollte auf ein starkes Dickenwachstum der Pflanze geachtet werden, sonst bleibt die Wand auf Jahre hinaus ein Gitter. Alle in der Tabelle genannten Baumarten wachsen im ersten Jahr nach der Pflanzung oft deutlich geringer als angegeben. Zwischen dem 5. und dem 10. Standjahr gilt dann der genannte Jahreszuwachs. Danach wird es zumeist wieder etwas weniger.
 

Ein Viertel der angegebenen maximalen Wuchshöhe ist die größtmögliche Naturhaushöhe.

Denn die über dieses Maß hinausgehenden Äste sind nötig, um das Bauwerk zu versorgen. Wer also ein Apfelhaus pflanzen will, wird bei circa 2 Meter Höhe das Dach flechten müssen. Bei Esche oder Sommerlinde sind immerhin circa 10 Meter möglich. Auch wenn man die hierfür nötigen optimalen Wuchsbedingungen schafft, ist es wohl nicht nur aus zeitlichen Gründen trotzdem besser, das Dach nicht erst im dritten Stock zu schließen.
Ich möchte betonen, daß es sich hier um die wahrscheinlichen Möglichkeiten handelt. Erstens sind noch keine Räume dieser Größenordnung fertig, und zweitens gibt es bei Pflanzen keine Wuchsleistungsgarantie. Was uns aber nicht hindert, neben einem kleinen Naturhaus, das in wenigen Jahren fertig ist, auch einen großen Palast zu pflanzen, an dem unsere Nachfahren noch weiterpflegen können. Sehr hilfreich bei der Pflanzenauswahl ist die Beratung von erfahrenen Gärtnern. Nützlich sind auch die Kataloge von Forstbaumschulen. Dort können wir auch große Mengen an Bäumen, ich verwende 20 Stück pro Meter Wand, günstig bekommen.
 

Flächenbildung aus lebendem Holz

» Von der Heckenpflanzung unterscheidet die Naturwandpflanzung sich durch zwei Punkte. Erstens verwendet man zu Hecken meistens Gehölze mit schwachem Wachstum, während man zur Naturwand möglichst starkwachsende Baumarten nimmt. Ferner werden die Heckenpflanzen viel und stark gestutzt, damit sie recht kraus und buschig werden. Bei Bäumen dagegen, die die Naturwand bilden sollen, schneidet man die Seitenzweige fort und läßt die Spitze frei wachsen.«
Die so entstehenden schlanken Triebe können in der blattlosen Zeit im Winter verflochten werden. Zu beachten ist, daß die Äste nicht zu flach eingearbeitet werden dürfen, weil sonst die Triebspitze leicht abstirbt. Um ein Lösen des Flechtwerkes zu verhindern und ein gegenseitiges Scheuern der Äste zu unterbinden, muß mit Schnüren, Ruten, Nägeln oder  =>Schrauben  das Gitter fixiert werden. Dann drücken die Rinden gegeneinander, ohne sich zu bewegen, und beginnen innerhalb der nächsten Jahre zu verwachsen.

»Dadurch entstehen dann Maschen, die als vollständig geschlossene Rähmchen von dünnen Rundhölzern zu betrachten sind. Wenn die Hölzer, die die Rahmen bilden, so dick geworden sind wie die Masche groß ist, dann muß [...] die Masche zugewachsen sein. [...] Sobald aber die Maschen zugewachsen sind ist aus dem offenen Geflecht eine geschlossene Holzwand entstanden. «

So einfach es klingt, ist es aber doch nicht. Das verwachsene Gitter ist statisch sehr stabil, und da lebende Bäume immer genau da dicke Jahresringe bilden, wo die Belastung am größten ist, wird sich genau da, wo wir Holz haben wollen, nur langsam etwas bewegen.
 
 

Zuwachsen der Maschen

Die Zeitdauer des Zuwachsens hängt von zwei Punkten ab: Erstens von der Größe der Maschen und zweitens von der Wuchsleistung der Bäume. Eine einfache Methode, die Maschen zu verkleinern, ist das Einflechten von neuen Jungtrieben. Wenn seitlich an der zukünftigen Wand neue Äste entstehen, werden sie möglichst direkt in die Maschen eingeflochten. Dabei ist zu beachten, daß immer der letzte halbe Meter des Jungtriebes unverflochten bleibt, damit er genügend Licht bekommt und nicht abstirbt.
Die nötige hohe Wuchsleistung entsteht durch fachgerechte Sortenanpassung an den Standort, genügend Nährstoffe und Wasser, und eine üppige Belaubung. Im besonderen spielt dabei das Wasser eine entscheidende Rolle. Da die Bäume sehr dicht nebeneinander stehen, benötigen sie in den ersten Jahren, speziell bei Trockenheit, eine gezielte Unterstützung. Am einfachsten pflanzt man dazu die Wand in eine kleine Rinne. Allerdings darf man des Guten auch nicht zu viel tun. Also ist es in Dürrezeiten ratsam, nur maximal jeden dritten Tag den Graben unter Wasser zu setzen. Wer sich etwas mehr Mühe machen will, legt diese Vertiefung 50 bis 100 Zentimeter außerhalb des Naturbaus an. Denn dort sollen die Wurzeln hinwachsen, und Wasser ist dazu die beste Animation. Außerdem kann sonst in ungünstigen Fällen beim Pflanzen in einer Rinne der Wurzelansatz verfaulen, was beim Gießen auf Abstand nicht passiert. Auf alle Fälle sollte direkt bei der Pflanzung das Erdreich an den Wurzeln fest angetreten und mit viel Wasser eingeschlämmt werden, da sonst Hohlräume an den Wurzeln entstehen, die das Anwachsen extrem beeinträchtigen.
 

Die Raumbildung

»Um aus solchen Wänden Räume zu schaffen, hat man sie winklig zueinander zu stellen.«

Nun, das ist ja schon beinahe lächerlich! Sicherlich ist es auch machbar, exakte rechteckige Grundrisse anzulegen. Ich liebe jedoch runde und geschwungene Formen. Denn die weichen jungen Baumtriebe ermöglichen ja auch fließende Linien viel besser als andere Baustoffe. Und wer hat schon mal einen eckigen Baum gesehen? Jetzt möchte ich aber nicht zu sehr polemisch werden, denn winklige Grundrisse
haben  auch ihre Vorteile. Doch sollte gerade beim Naturbauverfahren intensivst über den Grundriß nachgedacht werden. Einerseits muß es zu der Pflanze passen, und andererseits sind gepflanzte Wände dazu gedacht an Ort und Stelle alt zu werden. Also ist der Grundriß über 50 Jahre und mehr nicht mehr änderbar!
Wie können wir damit umgehen? Bei üblichen Häusern wird der Grundriß auch selten geändert. Sollen wir also einen erfahrenen Architekten fragen? Das hilft nicht viel weiter, denn diese Berufsgruppe hat üblicherweise kaum Ahnung von lebenden Pflanzen, und deren Planungsgedanken basieren auf üblichen Wohnvorstellungen.
Bei unseren Naturhäusern ist aber einiges anders. Zum Beispiel ist der Raum erst in circa zehn Jahren nutzbar. Macht es dann jetzt Sinn, zu überlegen, welchen Schrank ich wohin haben will? Nein, woher kann ich denn wissen, welche Wohnvorstellungen ich dann habe? Beziehungsweise will dann vielleicht jemand anderes darin wohnen, weil meine Lust am Forschen mich woanders hin gebracht hat? Also was tun? Die Raumgrößen sollten in erreichbaren Zeiträumen überdachbar sein. Das bedeutet einen Durchmesser von maximal 5 bis 6 Meter. Die Art und  Lage der einzelnen Zimmer sollte verschiedene Klimazonen schaffen und dabei multifunktional gestaltet sein.
Das läßt sich am einfachsten erreichen, indem mit Sägemehl der geplante Grundriß markiert wird und dann einen Monat lang alle erdenklichen Lebenslagen darin durchgespielt werden. Sobald unbrauchbare Formen entdeckt sind, wird der Grundriß verbessert und in kurzer Zeit haben wir einen mehrfach optimierten Plan in Originalgröße. Zur Pflanzzeit im Herbst oder Frühling wird dann der Pflanzgraben entlang der gefundenen Grundrißlinien spatentief ausgehoben. Je dichter die Bäume gepflanzt werden, umso schneller schließt sich die Wand. Ich setzte üblicherweise, pro Meter Wand, 10 Stück nach rechts geneigt und 10 nach links. Das sind dann 20 Bäume pro Meter Wand, und -die kleinen rautenförmigen Maschen des Flechtwerkes haben eine Größe  von 10 mal 10 Zentimeter.
Beim Pflanzen wird im Bereich der geplanten Eingänge einfach kein Baum gesetzt und als Türpfosten ein senkrechter Baum mit eingeflochten. Für die Fensteröffnungen brauchen wir etwas mehr Geduld, denn dazu sollte das Gitter schon an den Berührungspunkten der einzelnen Äste verwachsen sein. Sobald dies der Fall ist, kann sehr einfach das gewünschte Fenster herausgeschnitten werden, ohne das gesamte Gefüge der Wand zu beeinträchtigen. Allerdings ergibt diese Herangehensweise rautenförmige Fenster, was sicher gewöhnungsbedürftig ist aber einfach viel besser zum lebenden Naturbau paßt.
 

Das Professionelle Werkzeug der Firma Heran:



Die Dachbildung

Nachdem nun der Grundriß gefunden, die Bäume gepflanzt, geflochten und angewachsen sind, geht es zur nächsten Etappe:
Das Schließen des Daches.
Beim jährlichen Verflechten der Neutriebe kann direkt der Übergang in das Dach geflochten werden. Als Flechthilfe dienen einfache Gerüste aus Holzlatten, die in der gewünschten Dachform montiert werden.
Zu beachten ist,  daß das Dach nicht zu flach geformt wird, weil sonst die Bäume an der Dachkante neu austreiben und der First abstirbt. Bei runden Räumen gibt es noch die Möglichkeit, einen Ring aus langen abgeschnittenen Ruten zu binden, ihn innen an der Dachkante zu montieren, und dann die darüber wachsenden Äste mit Schnüren zusammenzubinden.
Die Schwierigkeit dieser Verfahren liegt in der Notwendigkeit eines Arbeitsgerüstes für die Flechtarbeiten. Bei Lauben für Kinderspielplätze ist das selbstverständlich nicht nötig, aber sobald wir eine Raumhöhe von zwei Metern und mehr erreichen wollen, geht es ohne Leitern und Gerüste nicht mehr.
Ein anderer, möglicherweise einfacherer, Weg ist es, die für die Dachbildung bestimmten Zweige einige Zeit lang wachsen zu lassen. Dann werden diese schon etwas stärkeren Triebe zusammengeführt und am First miteinander verbunden. Zwischen diese Dachsparrenäste lassen sich dann leicht die Neutriebe einflechten, so daß wir auch hier eine lebende Holzfläche erzielen.

»Bei der letzteren Art der Dachbildung haben die Zweige aber an der Stelle, wo sie gebogen werden müssen, schon eine bedeutende Stärke. Das Biegen läßt sich nicht mehr an einer bestimmten Stelle durchführen, und so entsteht dann kein Dach in der üblichen Form, sondern ein Gewölbe, das sich allerdings auch gut als Dach eignet. Wenngleich neue Erfindungen auch neue Formen bedingen, so entsprechen diese doch meistens nicht den eingebürgerten Schönheitsbegriffen, ...«

An diesem Zitat ist zu erkennen, daß Arthur Wiechula immer wieder die Akzeptanz der Bevölkerung erlangen wollte. Doch glaube ich , daß es im Besonderen in diesem Fall eher negativ wirkt, sich an die üblichen Vorstellungen anzubiedern. Die Art, wie ein Naturbau wächst, ist so grundlegend anders als das »bekannte Bauen, daß hier ein völlig neuer Schönheitsbegriff eingeführt werden mußte. Und gerade an dieser Stelle sollten wir es uns nicht nehmen lassen, Gewölbe, runde Wände und spontan entstehende Ausbuchtungen als schöne Zeichen dieser Bauweise zu verwirklichen.
 

Die weitere Entwicklung lebender Naturhäuser

 Sobald die letzten Löcher im Dach zugewachsen sind, ist das Haus eigentlich fertig. Aber lebendes Holz wächst weiter, auch wenn wir jetzt das Wachstum nicht mehr brauchen. Hier zeigt sich sehr deutlich die Andersartigkeit lebendiger Häuser: Sobald übliche Bauten fertig sind, beginnen sie zu verfallen und müssen regelmäßig renoviert werden. Das Naturhaus braucht etwas länger bis es benutzbar ist, aber dann geht es noch lange nicht dem Verfall entgegen. Vielmehr produziert es Holz, Blätter, vielleicht auch eßbare Früchte, und ändert sein Aussehen im Lauf der Jahreszeiten. Erst viele Jahrzehnte später stirbt auch ein Naturhaus einmal ab und ist dann wie ein massiv gewachsenes Blockhaus auch noch einige Jahre von Bestand.
Doch möchte ich vorerst beim Wachstumsprozeß bleiben: Jedes Jahr bilden sich neue Jahresringe im Holz. Dabei wird jeder einzeln stehende Baum immer stärker. Also werden unsere Wände auch immer dicker! Das ist kein weiteres Problem, denn das läßt sich leicht im Grundriß berücksichtigen, indem die Räume eben etwas größer angelegt werden. Sobald aber das Dach geschlossen ist, möchte sicher jemand zum Probewohnen einziehen und es würde stören, wenn dann der Raum immer kleiner wird.
Das läßt sich allerdings leicht regulieren, indem der Dachauswuchs eingeschränkt wird. Dadurch verringert sich die Blattmasse, die Photosyntheseleistung und dadurch werden die Jahresringe schwächer. Die nützlichste Art ist dabei das regelmäßige Ernten von Brennholz oder Flechtruten. Allerdings darf nicht zu nah an der Dachoberfläche geschnitten werden, weil sonst an der Schnittstelle leicht ein Loch ins Dach faulen kann.

»Man kann aber auch in bestimmten Reihen und Zwischenräumen Zapfen von 10 bis 50 Zentimeter stehen lassen, und in kurzer Zeit werden die Triebe nur noch an diesen Zapfen erscheinen, so daß dann unmittelbar an der Dachfläche keine Wunden mehr entstehen. [...]Das   [... ist in allen Fällen, in denen das Holz länger als ein Jahr auf dem Bau stehen bleibt, unbedingt notwendig. «

Ich möchte aber dringendst empfehlen, den Grundriß groß genug zu wählen, damit eine frei entwickelte Baumkrone mit entsprechend geringem Pflegeaufwand möglich ist.
Ob die fertigen Wände wirklich auch nach innen weitere Jahresringe bilden, ist allerdings in den Fachkreisen noch umstritten. Ich vermute, daß es genauso gut sein kann, daß im Innenraum das Wachstum aufhört. Denn der Saftfluß der Blätter der Baumkrone fließt wahrscheinlich nach dem vollständigen Verwachsen der Wand- und Dachflächen nur noch auf der Außenseite des Bauwerks.
Als wir eines Tages über diese Frage diskutierten, überraschte mich der Gärtner und Diplom-Permakultur-Designer Harald Wedig, NL-Swalmen, mit der Vorstellung von größer werdenden Innenräumen. Er vertrat die Meinung, daß die fertigen Wände nur noch außen neue Jahresringe bilden und innen Schicht für Schicht absterben. Dann sei es nach einigen Jahrzehnten möglich, im Innenraum etwas Kernholz abzuhobeln, um den Raum zu vergrößern. Es ist dann auch denkbar, daß direkt ins gewachsene Holz Wandfächer oder Regale geschnitzt werden können. Allerdings erwachsen die Wände ohne gleichbleibende Maserrichtung, ähnlich dem bekannten Wurzelholz, und das Hobeln oder Schnitzen wird daher sehr schwierig sein. Weiterhin muß selbstverständlich das Holz nach dem Bearbeiten noch mit Leinöl oder ähnlichen Lasuren geschützt werden.
Diese weitreichenden Überlegungen haben sicherlich ihren Sinn. Doch scheint es mir jetzt erst einmal interessanter, zu beschreiben, was sich mit der Naturbauweise alles so machen läßt.
 

Natürliche Blitzableiter

An was Arthur Wiechula nicht alles gedacht hat! Einzelstehende Naturhäuser auf freiem Felde benötigen selbstverständlich einen Blitzschutz, sonst könnten wir uns in so einem Bau ja nicht wohl fühlen. Die Lösung ist gleichzeitig trivial und genial. Er empfiehlt auf mindestens drei Seiten im Abstand von 30 bis 50 Metern Pappeln zu pflanzen. Da alle Bäume des Naturhauses durch den Flechtvorgang in ihrer Höherentwicklung leicht gebremst werden, wachsen die Schutzbäume schneller. Ich empfehle für diese lebenden Blitzableiter die Säulenpappeln Populus nigra >Italica<, oder Populus x berolinensis.
 
 

Türen und Fenster

Selbstverständlich benötigt ein Naturbau  auch Öffnungen für Licht und Luft. Und eine auch zum Ein- und Ausgehen ist natürlich auch unabdingbar. Nur, wie kann so etwas konstruiert werden? Lebende, durchsichtige Membranen, die wir als Fenster verwenden können, sind mir leider noch unbekannt Und gewachsene Wandflächen, die sich durch Streicheln krümmen, und dadurch einen Zugang öffnen, müssen auch erst noch entwickelt werden.
Vorerst müssen wir uns also mit den herkömmlichen Fenstern und Türen begnügen. Dabei stellt sich die Frage, wie wir diese Bauelemente mit den lebenden Holzwänden verbinden können.
Sobald in dem für das Fenster vorgesehenen Bereich die verflochtenen Äste zu einem Gitter verwachsen sind, kann die Arbeit beginnen. Wir sägen genau die Form und Größe, die wir uns für den Durchbruch wünschen, aus dem Flechtwerk. Durch die Lage der einzelnen Äste ergeben sich auf der Spitze stehende Rauten, oder hochovale Öffnungen. Rechteckige, querliegende Fenster können auch eingepaßt werden, doch muß dann die Gitterwand vorher durch entsprechendes Flechten darauf vorbereitet sein.
Nachdem wir nun ein Loch in dem Flechtwerk haben, müssen wir einen stabilen Holzrahmen einpassen. Dazu bedarf es Holzbalken von mindestens 5 bis 15 Zentimeter Stärke, denn sie müssen den gesamten Druck der größer werdenden Jahresringe abfangen. Das besondere an dieser Arbeit ist das Befestigen von dreieckigen Kantleisten auf der Außenseite dieses Rahmens.
Durch diese Leisten kann der Rahmen nicht mehr aus der Öffnung herausfallen, und das lebende Holz verwächst an der Außenseite dieser Hölzer zu einer stabilen, fugenlosen Verbindung. Während der ersten Zeit dieses Vorganges kann die Wuchskraft des lebenden Holzes den Rahmen etwas verformen. Da vorerst die Wand ja noch ein Gittergeflecht ist und wir die schließbaren Fenster jetzt noch nicht brauchen, stört uns das nicht weiter. Das Glasfenster wird dann erst später eingesetzt, sobald der Raum genutzt werden soll. Wenn dann, nach
vielen Jahren der Benutzung, der Fensterrahmen verrottet, kann er leicht aus der lebenden Holzwand entfernt werden. Ein
neuer Holzrahmen mit neuen Dreikantleisten wird dann wieder einige Jahre überdauern können. Bei Türen verfahren wir genauso wie bei den Fenstern.

»Der Rahmen muß auch bei Türen [...] einen vollständigen Ring abgeben, so daß die oberen drei Teile mit der Schwelle zusammen den geschlossenen Rahmen bilden.« 

Denn sonst kann es leicht passieren, daß die stärker werdenden Wände die Türbalken unten zusammendrücken. Wer diese Art von eckigen, toten Holzkonstruktionen unpassend findet, kann natürlich auch die Wanddurchbrüche mit Stoffen, Planen und Folien verschließen. Der Phantasie sind hier generell keine Grenzen gesetzt. In der praktischen Ausführung begrenzt jedoch die Biologie der Bäume die Gestaltungsmöglichkeiten doch etwas. Wenn die Holzrahmen fehlen, die den Wachstumsdruck abfangen, wird der Naturbau genau an diesen Löchern verstärkte Jahresringe produzieren, um diese statischen Lücken zu füllen.

Sehr plastische Darstellungen dieser Verhaltensweise von Bäumen bei ihrem Wachstum fand ich in der Schrift von Claus Mattheck (siehe Literaturhinweis). Die Lektüre dieses Buches kann ich zum Verständnis dieser Thematik sehr empfehlen.
Wenn wir trotzdem ohne Holzrahmen einen Wanddurchbruch formen wollen, müssen wir die statischen Verhältnisse berücksichtigen und beispielsweise um das Fenster herum die Wandäste nach außen stülpend verflechten und verwachsen lassen. Durch diese Verstärkung sinkt in diesem Bereich die sogenannte Rindenspannung und das Bauwerk tendiert nicht mehr zum gezielten Zuwachsen der Öffnung.

Als Schlußbetrachtung über das Buch »Wachsende Häuser aus lebenden Bäumen entstehend« verwende ich das Zitat des Autors, das mir vor ein paar Jahren den Antrieb gab, mit meinen eigenen Aktivitäten zu beginnen:

».... hauptsächliche [...] Hinderungsgründe [...] die Dauer der Herstellung. Um sich die erforderliche Zeitspanne am eigenen Leben klar zu machen, braucht man nur einmal rückwärts zu schauen und sich das letzte Jahrzehnt zu vergegenwärtigen. Wie schnell ist es dahingegangen! Ja, hätte man damals vor zehn Jahren mit der Arbeit begonnen, dann könnte heute das Haus schon fertig dastehen. Dasselbe aber kann man sich nach weiteren zehn Jahren sagen, wenn man nicht jetzt sofort noch in diesem Jahr damit beginnt. Für jeden Sommer, den man jetzt bei der Anlage versäumt, verliert man später in der Benutzung ein ganzes Jahr«


Das Eschenhaus

Das zweite Beispiel ist gleichzeitig das größte Naturhausprojekt, das mir bekannt ist. Es besteht aus 1.350 Eschen, die als dreijährige Sämlinge (Größe 140 bis 180 Zentimeter) von der Baumschule Rudolf  Schrader bezogen wurden.
Nach der längeren Planungs- und Vorbereitungszeit habe ich das Vorhaben im Frühling 1993 realisiert. Durch die fünf Räume bildet sich insgesamt eine »umbaute« Fläche von circa 100 Quadratmeter. Dazu gibt es eine Holunderlaube für das noch zu bauende Kompostklo und eine Haselnußlaube, in der eine Art Badezimmer möglich wird.
Das Wichtigste an diesem Projekt ist für mich der Planungsansatz. Mit den ersten Überlegungen, wie ich denn den Grundriß wählen möchte, war ich absolut nicht zufrieden. Ich überlegte den Nutzungsbedarf, die üblichen Raumansprüche, kurz gesagt fragte ich mich, wo ich welches Möbelstück hinstellen wollte.
Dann ist mir plötzlich siedendheiß eingefallen, daß ich dabei doch einen grundsätzlichen Planungsfehler begehe, denn dieses Pflanzwerk ist doch nicht nur für mich da und nicht nur für die nächsten 20 Jahre!
So eine Anpflanzung aus Eschen kann ohne größere Schwierigkeiten 300 Jahre alt werden. Das muß ich doch berücksichtigen!
Gut, der Grund und Boden ist bisher noch nicht im Besitz einer Stiftung, sondern leider nur gepachtet, aber was nicht ist, kann ja noch werden, und außerdem will ich auf jeden Fall den Bäumen von meiner Seite aus die Möglichkeit geben, ihre maximale Lebenserwartung auch zu erfüllen und dabei in einer sinnvollen Anordnung zu stehen. Das heißt ich muß für die Grundrißüberlegung die nächsten 300 Jahre in Betracht ziehen. So unüblich das für viele Mitmenschen auch klingen mag, es geht. Die Planung wird dabei etwas grober beginnen und sich hauptsächlich auf Beobachtungen der allgemeinen menschlichen Kulturentwicklung beziehen.
Die ersten Überlegungen waren die Fragen nach der Größe der Gesamtanlage und der einzelnen Räume. Da ich ja bisher noch keinen Lebendbau zu einer wasserdichten Kuppel geformt hatte, mußte ich hier spekulieren und wählte als Raumdurchmesser 5 Meter, da ich das Gefühl hatte, diese Größe relativ zügig zuwachsen lassen zu können. Sicherlich haben eckige Grundrisse, neben der Gewohnheit, auch echte praktische Vorteile, hier aber fand ich runde Formen angemessener.
Als Gesamtgröße entschied ich mich für fünf Räume, um einer Familienstruktur genügend Platz einzuräumen. Diese Zimmer gruppieren sich um einen Innenhof und liegen so nebeneinander, daß von der Nordseite aus die Anlage sehr geschützt ist und gleichzeitig von Süden aus die Sonne ungehindert einfallen kann.
 
Der Grundriß des Eschenhauses (eingenordet)


In Permakulturbüchern wird dieses zur Sonne gerichtete »U« auch als Sonnenfalle bezeichnet Diese Überlegung ist aber nur für den hiesigen Standort richtig, da es sich hier um eine kühle Ecke handelt. (In heißen Gegenden muß selbstverständlich das dortige Klima berücksichtigt und beispielsweise durch Schattenlauben abgemildert werden.)
Weitergehend bilden die Räume eine Klimastaffelung vom ganz offenen Innenhof über Wind- und Regenschutz hin zu einem Winterraum, der nicht einmal einen direkten Außenzugang, aber zusätzlich einen Klimapufferraum auf der Nordseite hat.
 
Diese Doppelwand ist mit 1,5 Meter Innenbreite so ausgelegt, daß hier auch gut Gegenstände und Lebensmittel gelagert werden können und dabei gleichzeitig eine Isolierwirkung hervorrufen. Die südlichsten Räume haben zum Innenhof hin nur einzelne Bäume, die später auch das Dachgewölbe mitbilden sollen und dann gewissermaßen tragende Säulen ergeben. Ganz im Süden der Anlage steht ein veredelter süßer Weißdorn als Raum unter dem Baum für den luftigen Schattenbedarf im heißen Hochsommer. Die zwei kleinen Lauben für Klo und Bad im Südosten bzw. Südwesten sollen niedriger gehalten werden als der sich frei entwickelnde Weißdorn. Dadurch kann dann im Winter bei niedrigem Sonnenstand morgens und abends die Sonne leichter in den Innenhof hineinscheinen, während sie mittags über dem etwas höheren Weißdorn trotzdem leicht hineinfindet. 
Längerfristig möchte ich die einzelnen Eschenräume in unterschiedlichen Höhen schließen. Und zwar soll der nördlichste am höchsten ausgebildet werden, um dort eventuell später eine zweite Etage einfügen zu können. Sehr wichtig ist mir noch, daß das Pflanzwerk über zwei getrennte Ausgänge verfügt und gleichzeitig spiegelsymmetrisch aufgebaut ist.
Sollte eines Tages einmal ein Paar (kulturhistorisch gesehen eine weit verbreitete soziale Erscheinungsform) einziehen, kann dieses sich bei menschlicherweise vorkommenden Streitigkeiten (kulturhistorisch auch sehr häufig) aus dem Weg gehen, ohne daß ein Teil gleich fluchtartig das Weite suchen muß. Außerdem ist es so auch möglich, daß die Menschen einen Eingang benutzen und Tiere (Schafe, Gänse, Hühner etc.) die zweite Haushälfte nutzen. Mit diesen Überlegungen war ich dann zufrieden und konnte zum Pflanzen schreiten. Vorher war selbstverständlicherweise noch der exakte Standort festzulegen, was noch einmal einen Monat Zeit in Anspruch nahm.
Nach der Beschaffung der Jungbäume war der erste Arbeitsschritt das Wegschneiden der unnötigen Seitenäste der dreijährigen Eschen. Dann wurde noch alles nach Größe sortiert, und mit Hilfe einer Rastervorrichtung, die ich beim nächsten Beispiel genauer beschreibe, produzierte ich viele Wandelemente mit ungefähr 1,5 Meter Breite. Endstücke und »Türpfostenelemente«  wurden natürlich speziell geflochten.
Um das in der Ebene geflochtene Wandelement zu fixieren, verwendete ich im Bereich des Wurzelhalses  =>Spanplattenschrauben  der Größe 3,0 x 40, die zum Verbinden von jeweils zwei Bäumchen sehr geeignet sind. Hierbei hat sich ein Akkuschrauber als Arbeitswerkzeug bewährt. Bei dünneren Trieben ist es sehr empfehlenswert, vorher mit einem feinen Bohrer vorzubohren, damit das Holz nicht reißt. Bei der Arbeit ist noch zu beachten, daß die  =>Schrauben  nur soweit eingeschraubt werden sollen, wie es nötig ist, um die Verbindung herzustellen, denn wenn der  =>Schraubenkopf noch etwas herausschaut, kann nach ein paar Jahren Verwachsungszeit mit gleichzeitigem Dickenwachstum die Schraube wieder herausgenommen werden. Das ist neben dem günstigeren Preis ein entscheidender Vorteil gegenüber der Neulohe-Verbindung mit Gegenscheibe.
Sollte einmal bei einem speziellen Fall eine größere Windbeanspruchung erwartet werden, kann selbstverständlicherweise auch eine stärkere Schraube gewählt werden. Außerdem gibt es im Kfz-Bedarf sogenannte Lochmuttern, die als Gegenscheibe für  =>Spanplattenschrauben  perfekt geeignet sind. Das ist jedoch nur unter widrigen Umständen sinnvoll und hierbei wird wohl auch das Metall mit einwachsen, was der Pflanze allerdings nicht schadet. Im oberen Bereich der Triebspitzen habe ich das Geflecht durch außen und innen liegende Weidenruten stabilisiert, die ich miteinander fest verschnürt habe. Das geht einerseits schneller als das aufwendige  =>Schrauben , ist billiger, und außerdem wollte ich diese metallfreie Version ausprobieren. Als Erfahrung kann ich mitteilen, daß das  =>Schrauben  den Verwachsungsvorgang deutlich mehr beschleunigt als die Bindetechnik. Das Schnüren der Ruten funktioniert auch, mittlerweile verwende ich allerdings nur noch  =>Schrauben .
Insgesamt gesehen ist die Anlage sehr gut angewachsen und nur vier Bäume der insgesamt 1.350 sind bisher abgestorben. Im dritten Sommer begannen viele Stellen zu verwachsen, was offensichtlich bei Eschen nicht so schnell geht wie bei Weide.
Die Esche ist von Ihrem Wuchsverhalten ein sehr interessanter Baum. Sie wächst geradlinig aufrecht, mit einer zentralen Mittelknospe, in den ersten Jahren sehr schnell und bildet dabei trotzdem Hartholz, das nicht so anfällig ist wie z.B. Weidenholz.
Pflegemaßnahmen sind zweimal pro Jahr das Entfernen von unerwünschten Seitentrieben und alle zwei Jahre das Weiterflechten der Wände. Ein absehbares Problem wird das Arbeiten in zunehmender Flechtwandhöhe. Vielleicht muß hierzu ein einfaches Montagegerüst gebaut werden.
Die Räume sind noch in keiner Weise regenschützend und trotzdem sind viele Besucher begeistert von dem Raumerlebnis, das Abgeschiedenheit und gleichzeitig eine Naturverbindung ermöglicht.
Oben: der Grundriß von Südosten gesehen bei 1 Meter Wandhöhe; 
unten die geplante perspektivische Gesamtansicht des Eschenhauses; 
der Dachdurchwuchs ist nur schemenhaft dargestellt. 
Für ein lebendes Haus ist mehr Blattmasse nötig.


Das Apfelhäuschen

Bei der nun folgenden Experimentierpflanzung entstand zur Projektbeschreibung eine ausführliche Fotodokumentation.
Bei den hieraus gewählten Fotos ist die Entstehung der Flechtwandelemente gut zu ersehen.
Es handelt sich bei der Anlage um einen kleinen Rundbau aus Wildapfel (Malus sylvestris) mit drei großen Öffnungen nach Süden. Das Gelände liegt in sehr gutem Obstbauklima in Bodolz bei Lindau. Später soll das Apfelhaus auch noch veredelt werden, um Tafelobst zu erzeugen.
Zuerst wurden die Jungpflanzen von mir zwei Jahre lang unter Entfernung der Seitenäste aufgeschult, um schöne schlanke Flechtware zu erzielen. Nach dem Festlegen des Wandverlaufs wurde der Pflanzgraben spatentief ausgehoben, wobei wir hier auf viele größere Kieselsteine stießen, was überhaupt nicht angenehm war. Die für die Arbeit sehr hilfreiche Flechtunterstützung möchte ich jetzt genauer beschreiben. Es handelt sich um eine Art Montagelehre, die ganz schnell und kostenlos herstellbar ist. Das einzige Material, das wir dazu benötigen, sind dreißig stärkere Weidenäste (circa 2 Zentimeter Durchmesser) mit ungefähr 30 Zentimeter Länge. Die Hälfte der Weidenstücke wird in einer Linie nebeneinander in 10 Zentimeter Abstand in den Boden geschlagen, die zweite Hälfte genauso, allerdings mit 30 Zentimeter Abstand von der ersten Reihe. Direkt neben diese Steckholzreihen wird jetzt je eine stabile Weidenrute auf den Boden gelegt. (Nach dem Einlegen der Apfelpflanzen werden hieran zwei weitere Ruten gebunden, die das Flechtgitter dann zusammenhalten.) Nun werden zwölf der vorbereiteten Apfelpflanzen schräg nach links in die Vorrichtung eingelegt. Es ist zu beachten, daß alle Wurzeln auf genau derselben Höhe zu liegen kommen. Bei 30 Zentimeter Abstand der Reihen und Einlegen der
 
 
Zwölf Jungpflanzen werden schräg nach links in die Hilfsvorrichtung eingelegt; dann legt man weitere zwölf Pflanzen schräg nach rechts ein


Bäume im schräg übernächsten Feld ergibt sich eine Abweichung von der Senkrechten von ca. 35 Grad. Das ist noch steil genug, ohne daß die Pflanzen sich genötigt fühlen, senkrechte Neutriebe zu bilden.



 Zum Verbinden eignet sich gut das sehr stabile Strohballenpressgarn.


Rechts: Beim Flechten muß man sorgfältig vorgehen, um keinen Trieb abzuknicken.


Im nächsten Arbeitsschritt werden weitere zwölf Jungpflanzen schräg nach rechts in die Hilfsvorrichtung eingelegt, wobei hier wiederum zu beachten ist, daß alle Wurzelansätze auf gleicher Höhe liegen.
Dann werden zwei starke Weidenruten direkt über die anderen quer liegenden zwei Ruten gelegt und mit diesen fest verbunden.
Ich verwende mittlerweile für diese Arbeit nur noch das sehr stabile Strohballenpreßgarn von Landwirten. Wichtig zu beachten ist allerdings, daß durch diese Schnüre die Apfelbäume fest aneinander gedrückt werden, ohne daß ein einziger Baum sich innerhalb einer Schlaufe befindet. Anstelle dieser Bindetechnik ist selbstverständlich auch das beschriebene Verschrauben empfehlenswert, doch das Binden mit gut liegenden Ästen ist auch möglich.
Das nun folgende Flechten der schmiegsamen Pflanzen ist nicht sonderlich schwierig, man muß nur sorgfältig vorgehen, um keinen Trieb abzuknicken. Bei einem Endelement wird noch zusätzlich ein senkrechter Apfelbaum mit eingeflochten, um einen schönen Abschluß zu erzielen.
An der Verbindung zweier Elemente muß etwas genauer hingesehen werden, um ein gleichmäßiges Flechtgitter zu bekommen. Kurz unterhalb der Triebspitzen werden als letztes noch stabilisierende  Weiden festgebunden, und zwar wie bei den bisherigen je eine außen und eine innen, die zusammengedrückt die einzelnen Pflanzen festhalten.

Beim Auffüllen des Pflanzgrabens muß sehr sorgfältig gearbeitet werden, um jegliche Hohlräume verhindern. Das Erdreich sollte nicht oberflächlich gefüllt und angetreten werden. Es ist wichtig, daß alle Wurzeln direkten Kontakt mit der Erde bekommen. Durch punktuelles Stampfen mit einem dicken Knüppel oder einem glatt abgesägten Schaufelstiel ist dieses Ziel relativ leicht zu erreichen. Sofern es irgend möglich ist, sollte der Wurzelbereich sehr gut angegossen werden.
Bei guter Vorbereitung und etwas Übung kann ein Apfelhaus in dieser Größe durch zwei Personen an einem Wochenende entstehen. Weitergehende Erfahrungen gibt es bei diesem Naturhaus noch nicht, da es erst vor kurzem entstanden ist.
 

Die Wurzelansätze müssen alle auf gleicher Höhe liegen. An der Verbindung zweier Elemente muß genau gearbeitet werden, um ein gleichmäßiges Flechtwerk zu erhalten. Kurz unter den Triebspitzen werden noch stabilisierende Ruten festgebunden. Als abschließendes Element dient ein eingeflochtener, senkrechter Apfelbaum.


Beim Auffüllen des Pflanzgrabens muß sehr sorgfältig gearbeitet werden.




=> zu den Bildern der gewachsenen Häuschen einschließlich Weidendom IGA Rostock: Aktuelle Bilder immer nur auf Konstantins Website!

Bericht aus seinem örtlichen Kreisanzeiger vom 02.08.2004

Das waldhessische Schlaraffenland

Triesch (msl) • 1993 begann der heute 38-Jährige mit der Bepflanzung eines ehemaligen, einen Hektar großen Getreideackers am Triesch, einer kleinen Siedlung zwischen Bauhaus und Iba. Schon mit 20 beschäftigte
sich Kirsch mit aus Bäumen gewachsenen Strukturen und Räumen. 1991 absolvierte er sein Vordiplom für Architektur und Stadtplanung an der Uni Stuttgart. Dann zog es ihn nach Kassel, um an der dortigen
Universität das Fach „Experimentelles Bauen“ zu belegen. Und er suchte in Nordhessen einen geeigneten Standort, „um Häuser anzupflanzen“. Am Triesch wurde er schließlich fündig. Der Getreideacker, an drei Seiten umgeben von Wald, war ein idealer Standort für die ungewöhnlichen Forschungen.
1996 schrieb Kirsch als Biotekt das Buch „Naturbauten“, in dem er unter anderem seine Anlage beschreibt. Gehölze aus aller Welt Innerhalb kürzester Zeit pflanzte der gebürtige Münsterländer etwa 5.000 Gehölze
(viele davon beschildert) von 200 verschiedenen Arten aus aller Welt. „Die meisten davon mit essbaren Früchten“, erklärt Kirsch. Alle Pflanzen waren zu Beginn ein- bis dreijährige Sämlinge und der überwiegende
Teil stammt von den Baumschulen Wenk und Schrader in Rotenburg. Unter den Gewächsen finden sich Sanddorn, Ölbaum, Timbleberry, besondere Apfelsorten, Walnuss, Schwarznuss, Elsbeere, Pflaumen, Stachelbeere, etliche Wildsträucher, und, und, und. Besondere Aufmerksamkeit schenkte der Forscher schnell wachsenden Gehölzen, für seine Naturbauten, die er in Anlehnung an das Wort Gebäude auch scherzhaft „Gebäume“ nennt. Insgesamt hat Kirsch sieben Raumgebilde, darunter zwei Häuser, außerdem eine Lärmschutzwand aus Bergahorn sowie Skulpturen, unter anderem eine Wendeltreppe und eine Leiter, geschaffen.

„Die ganze Anlage ist ein Forschungsgelände. Ich teste mit verschiedenen Baumarten, um zu sehen, wie es funktioniert“, beschreibt Kirsch sein Langzeit-Projekt, das nach seiner Schätzung mehrere Jahrzehnte benötigen dürfte. Als besonders geeignet für den Bau von Naturhäusern erwiesen sich Laubgehölze mit dünnen Rinden. Für das Zusammenwachsen der einzelnen Stämme verwendet Kirsch Methoden ähnlich der Veredelung. Anfangs flocht er die Stämme ineinander und fixierte sie mit  =>Schrauben , nachdem sie eine bestimmte Größe erreicht hatten. Auf diese Weise entstand ein Geflecht in Form mehrerer aneinander hängender Rauten, das Kirsch – je höher das Gebilde wird – an der Krone zusammenwachsen lässt um einen in sich geschlossenen Raum zu schaffen.
Mittlerweile flicht Kirsch nicht mehr. „Weil das den Saftfluss behindert“. Statt dessen legt er die Stämme übereinander und fixiert sie mit Metallklammern.
Damit der später geschlossene Raum nicht völlig im Dunkeln liegt, sollen Fenster für genügend Licht sorgen: „Sobald ein Flechtwerk aus Rauten zusammengewachsen ist, kann man einzelne Rauten raussägen.“
Eines der beiden Häuser auf dem riesigen Areal ist das so genannte, 100 Quadratmeter große und nach dem Polarstern ausgerichtete Eschen-Haus mit fünf Räumen zu je fünf Metern im Durchmesser, dazu ein Innenhof und eine „Vorratskammer“.

Als Clou verfügt das Haus über eine so genannte Wildnis-Dusche. In einem kleinen gewachsenen Raum hat Kirsch eine Vorrichtung montiert, die das Herunterregnen von Wasser aus einer Solardusche, einem
Kanister ähnlichen Behältnis ermöglicht. Als Reinigungsmittel für Haut und Haar kommen nur toxinfreie Pflegeprodukte, „Seife und Shampoo ohne giftige Inhaltsstoffe“ in Frage. Kein Problem für Konstantin Kirsch als selbstständiger Vetriebspartner solcher Produkte. Der Abfluss aus der Dusche kommt über in den Boden versenkte Drainage-Rohre wiederum dem Baumhaus zu Gute. Natur reguliert sich selbst „Im Frühjahr, zur Hauptpflegezeit bin ich vier Tage die Woche hier, in der übrigen Jahreszeit ist der Pflegebedarf weniger zeitintensiv“, so Kirsch. Allerdings übernehme die Natur selbst die Hauptpflege. Kirsch erklärt am Beispiel: „Auf dem gesamten Areal wuchs der Großblättrige Pferdeampfer. Obwohl mir jeder riet, die Pflanze zu bekämpfen, hab’ ich sie wachsen lassen“. Mit Erfolg. Sehr bald wurde der Ampferkäfer in seinem Garten Eden  heimisch. „Der Käfer hat die Pflanze zurückgedrängt.“ Dieses Prinzip, die Natur sich selbst bereinigen zu lassen, stammt aus der Permakultur: Entwerfen, anlegen und pflegen von Ökosystemen, die nachhaltig funktionieren.

Kirsch ist Mitglied im Permakultur-Verein und hat ein Diplom in Permakultur-Design. „Wir suchen nach Lösungen, wie die Natur sich selbst verwirklichen kann. Man selbst ist nur ein Dirigent, der eine bestimmte
Richtung vorgibt. Die Umsetzung aber liegt bei der Natur selbst“, sagt Kirsch. Auch wenn die Anordnung der Bäume und Sträucher auf den ersten Blick zufällig wirkt, steht dahinter eine bewusste Mischung aus Planung und Wildniss. Noch zu Beginn seiner Anpflanzungen zog Kirsch Gräben, planierte hier und schüttete dort Erde auf. Rein „pragmatische Aspekte der Wissenschaft“ – darunter Stadtplanung, Architektur, Botanik, Landwirtschaft, Zen-Buddhismus und Geomantie (eine Art Feng-Shui für die Landschaft) – seien in das Projekt eingeflossen, erklärt der Biotekt. Die Obstbäume habe er übrigens im „Hängemattenabstand“
von sieben Metern gepflanzt.

Kreuz und quer durch sein Forschungsfeld hat er Pfade und befahrbare, breite Wege angelegt. Über sie erreicht man das zweite Haus, das Linden-Haus. Auch dort sind mehrere Einzelräume miteinander verbunden
und die Kronen wachsen allmählich zusammen. Was dann über der Decke in die Höhe sprießt: „Gute Reise“, so Kirsch.
Dem 38-Jährigen ist kein vergleichbares Projekt wie das seine bekannt. Die meisten Personen, die sich mit Werken aus Gehölzen beschäftigen, probieren sich an wachsenden Skulpturen. Wollte Kirsch die Anlage ursprünglich nutzen, um später bewohnbare Häuser hochzuziehen, hat er heute andere Vorstellungen. „Ich habe nicht das Ziel, dass sich die Häuser den Menschen anpassen. Ich suche vielmehr Menschen, die
zu den Häusern passen“. Er sieht in dem „Arboretum der Räume und Sinne“ auch eine Art „Futur-Parcours, ein Trainingsgelände für zukünftigen Lebensstil“. Seine Vision „ ist eine Mischung aus Bildern und
Empfindungen, und hat damit zu tun, dass wir Menschen mit der Natur zusammenleben und -arbeiten.“

Kirsch könnte sich auch vorstellen, das Areal als Seminar- und tagungsgelände für Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft einzurichten. „Damit sie neue Anregungen bekommen.“
Ein Platz mit einer kleinen Linde, der „Dorflinde“ in der Mitte könnte als Kleinkunstbühne genutzt werden.

Kirsch weiß mit seinen Kenntnissen stets zu verblüffen. So plant er demnächst einen Gemüsegarten anzulegen. Dabei arbeitet er wieder einmal mit dem Zeitfaktor: Zehn Jahre ließ er in einem etwa zehn mal sechs
Meter großen Bereich Rot-Erlen wachsen. „Deren Wurzeln erreichen tief liegendes Wasser und der Roterlenblattkompost ist der beste Gartendünger“.
Wenn Kirsch dann später sein Gemüse pflanzt, verfügt er über einen humusreichen Boden. Noch mehr über seine Forschungen hat Kirsch im Internet (www.naturbauten.com) veröffentlicht. Zudem bietet er
für zehn Euro am Sonntag, 15. August, von 14 bis 16 Uhr eine Geländeführung eigens für die Leser des Kreisanzeigers an. Anmeldung bitte per E-Mail: look@naturbauten.com.
Am Samstag, 21. August, steigt auf einem freien Platz neben dem Eingang ab 14 Uhr außerdem die „Naturbau Fete 2004“ mit „Tanzen nach dansevita“ gegen eine Spende von je 10 Euro. Anmeldung wie oben. Als
Besonderheit gibt es Saunieren in einer keltischen Schwitzhütte mit Amohi am 22. August zum Sonnenaufgang, vom 16.auf den 17. Oktober von 13 bis 13 Uhr sowie am 21. Dezember ab 10 Uhr. Konditionen und
Anmeldung auf der Webseite www.naturbauten.com.

Übrigens: Nach mehreren Jahren des beruflichen Einsatzes in Kassel möchte der Häuserpflanzer in die Nähe seines Garten Eden umziehen. „Waldhessen ist attraktiv“, sagt der 38-Jährige.
Häuser aus lebenden Bäumen. Eine Natur, die sich selbst reguliert. Früchte im Überfluss. Das ist das „Arboretum der Räume und Sinne“ von Konstantin Kirsch. Der Biotekt beschäftigt sich in seinem Wunderpark mit der Wechselbeziehung von Mensch und Natur und lud den Kreisanzeiger ein zu einer Reise durch ein weltweit einmaliges Forschungsprojekt. Überall im Arboretum flattern Schmetterline von Blüte zu Blüte, zwitschern Vögel und summen fleißige Bienen. Biotekt Konstantin Kirsch am Eingang zum Lindenhaus. Wie hier im Eschenhaus, lässt Konstantin Kirsch die einzelnen Stämme zu einem Geflecht aus Rauten zusammenwachsen. (Fotos: Sleziona)
08. August 2004