7.Manifestation in Afrika
Meine Arbeit wird in herausragender Weise
dadurch gekennzeichnet, daß sie das Leben als Hologramm demonstriert.
Ich gehe nicht morgens aus dem Haus, um neun Stunden zu arbeiten, um danach
wieder in die Familie zurückzukehren, so daß also Arbeitsleben
und privates Leben streng getrennt sind. Ich befinde mich auch während
meiner Arbeit im Strom schöpferischer Energie, in einer Meditation
meines Lebens. Eines Tages lag eine Klientin in meinem Behandlungsraum,
und ich hatte meine Hände an ihren Kopf gelegt. Ich ließ mich
einfach in den schöpferischen Raum treiben, ich ließ zu, daß
sich das Bewußtsein meines eigenen definierten Körpers, meines
eigenen Selbst und das Bewußtsein der Klientin auflösten, damit
die Energie im Behandlungsraum verstärkt würde und sich ausweiten
könnte. Ich wollte uns für Frequenzen anderer Dimensionen öffnen,
für mögliche höhere Energieoktaven oder Führer, die
uns geistig nähren oder leiten würden.
Ich fange nach einem persönlichen
Gespräch jede Sitzung auf diese Weise an. Ich hielt also ihren Kopf
und »reiste« durch verschiedene Bewußtseinsräume.
Und während ich die Weitung des Bewußtseins in mir erlebte,
die wie von einem Fließen von Strömen im Körper begleitet
wurde, erhielt ich plötzlich eine telepathische Botschaft, es war
sogar wie ein Befehl. Die Botschaft lautete: »Du mußt die Hopi
nach Afrika bringen, um Regen zu machen. « Dieser Auftrag kam aus
meinem höheren Selbst und drang durch alle Bewußtseinsdimensionen
bis auf die irdische Ebene von Gemüt und Verstand.
Anmerkung von Horst Weyrich: ICH erhielt keine Durchsage das zu machen, aber es erschien mir als etwas wirklich Sinnvolles, was man jetzt noch machen kann.
Ich dachte mir, »was für eine
unglaubliche Idee«. Die Hopi wissen um die Kunst, Regen zu machen.
Seit mehr als 4000 Jahren bauen sie in der dürren Wüste Arizonas
Mais an. Wie andere Indianerstämme in Nordamerika auch, kennen die
Hopi eigene Riten, um Regen zu rufen, Klima- und Wetterkonstellationen
zu benutzen, um so mit der Natur, mit Mutter Erde zusammenzuarbeiten. Ich
habe sogar eigene Erfahrungen mit Regenriten. In der schon einmal erwähnten
kleinen Sommerschule gingen wir ab und an an einem besonders sonnigen,
wolkenlosen Tag nach draußen, um mit den Kindern den Regen zu rufen.
Wir nahmen Töpfe und Pfannen und Löffel mit und machten damit
Lärm, und sangen unterdessen die Wolken und den Regen an, zu uns zu
kommen und uns zu berühren, uns zu küssen. In den sechs Jahren
kam es kein einziges Mal vor, daß es nicht regnete, wenn die Kinder
den Regen riefen.
Es gibt einen Hopiausspruch, der besagt:
»Wenn dein Herz rein ist, wird es regnen.« Die Herzen von Kindern
sind im allgemeinen rein und sie kennen keinerlei Grenzen. Wenn man ihnen
sagt, »jetzt gehen wir alle los und machen Lärm und rufen den
Regen«, dann regnet es. Diese Botschaft kam mir also nicht als eine
völlig unmögliche Idee vor. Allerdings kannte ich keine Hopi,
da ihr Land ziemlich weit von meinem Wohnort Galisteo entfernt liegt. Und
außerdem kostet es natürlich sehr viel Geld, nach Afrika zu
reisen.
Ich nahm also die Botschaft voller Zustimmung
und Freude auf, da sie auf eine wundervolle Möglichkeit hinwies, schöpferische
Kraft zu manifestieren. Es schien so eine einfache und natürliche
Hilfe für die Menschen dort zu bedeuten, anstatt des ständigen
Kampfes und der politischen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen
Regierungen, Hilfsorganisationen und so weiter. Menschen starben (und sterben
noch), weil es an Regen für ihre Feldfrüchte fehlt. Regen zu
bringen, schien mir wirklich wie die beste und einfachste Lösung,
den Menschen das zu bringen, was sie am notwendigsten brauchten. Ich wurde
also zwar von der Großartigkeit dieses Gedankens blitzartig erfaßt,
ließ ihn aber dann wieder fallen, weil er mir letztlich nicht realisierbar
erschien.
In den nächsten drei Tagen bekam
ich einen Anruf von einer Klientin aus Texas, die ihre Sitzungen mit mir
absagte. Statt dessen wollte ihr Cousin Larry Hall die Termine wahrnehmen.
Er wollte mir unbedingt ein kleines Geschenk mitbringen. Er sagte, daß
er Künstler sei und mit Federn von Indianern arbeite. Dieser Mann
kam und brachte mir eine sehr schöne Federskulptur als Geschenk mit.
Es stellte sich heraus, daß er vor vielen Jahren vom Hopistamm adoptiert
worden war, von einer 82-jährigen Frau, welche die letzte Tochter
des letzten Sonnenhäuptlings der Hopi war. Sie und ihr Bruder lebten
in einem besonders abgelegenen Hopidorf, hoch oben auf einer Mesa, über
der Weite ihres Landes. Dort gab es keinen elektrischen Strom, keine modernen
Annehmlichkeiten, da sie jedes Angebot der Bundesregierung oder der örtlichen
Stellen ablehnten, solche Einrichtungen im Gegenzug für irgendwelche
Zugeständnisse geschenkt zu bekommen. Sie wollten die traditionelle
Lebensweise der Hopi bewahren. Da die beiden als Kinder des Sonnenhäuptlings
geboren wurden, nahmen sie an den zyklischen Zeremonien rund um den blauen
Hopimais teil. Dieser tatsächlich bläuliche Mais wird seit 4000
Jahren unverfälscht angebaut, ohne mit anderen Maissorten verzüchtet
worden zu sein. Seit Generationen und Generationen werden die Samenkörner
immer wieder gesammelt, bewahrt, gepflanzt, wird der Regen gerufen, die
Reifung des Korns begleitet, um dann wieder von neuem in den Kreislauf
von Frucht, Samen, Pflanze einzutreten. Dieser blaue Mais stellt ein Hauptnahrungsmittel
im kargen Lebensraum der Hopi dar.
Als dieser Mann mir also von seiner Adoption
durch die Hopifrau berichtete, erzählte ich ihm vom Auftrag meines
höheren Selbst. Es traf sich, daß er auf dem Wege ins Hopiland
zu seiner Adoptivmutter war. Er war bereit, ihr meine Gedanken vorzutragen.
Die Synchronizität der Ereignisse wollte es, daß er gerade zu
dem Zeitpunkt bei den Hopis ankam, als sie hinunter in ihre Kivas gingen,
ihre halb unterirdischen Ritual- und Gebetsplätze. Sie wirkten wie
ein Schoß, der in die Erde eingebettet ist. Nur einmal im Jahr gehen
sie dort hinein, um Gebetsfedern zu weihen, die der Anrufung des Regens
dienen. Gerade zur Zeit seiner Ankunft bei den Hopis stimmten diese sich
also auf die Natur und auf den für den Maisbau notwendigen Regen ein.
Er sprach mit ihnen über die Idee,
nach Afrika zu gehen. Er sprach über die anhaltende Dürre und
den Hunger dort. Die Hopi bereiteten daraufhin in ihrem Kiva nicht nur
Gebetsfedern für sich selbst, sondern auch für Afrikaner vor.
Der Bruder von Caroline, der alten Hopi-Adoptivmutter meines Klienten,
war ein Medizinmann, der letzte »Hopi-Großvater«, wie
man es dort nennt. Er sagte, daß er den Hopiboden, das Land unter
seinem Schutz und seiner Führung, nicht verlassen dürfte. Aber
er schlug vor, daß er Caroline nach Afrika schicken würde, um
dort die Riten und Zeremonien durchzuführen, die zum Regengebet gehören.
Er unterwies also Caroline und Larry in diesem Regenritual. Darin liegt
etwas Außerordentliches: in der ganzen Hopigeschichte hatte bis dahin
noch nie eine Frau das Regenritual vollzogen. Er aber beauftragte Caroline
im Namen des Hopivolkes, den Afrikanern Regen zu bringen.
Nach der Unterweisung von Caroline und
Larry begannen wir alle eine Zeit der geistigen Vorbereitung und fasteten
auch, um unsere Herzen zu reinigen. So wie es bei den Hopis heißt:
»Wenn dein Herz rein ist, dann wirst du Regen rufen können.
« Es gab noch eine ganze Reihe besonderer Vorbereitungen für
die zunächst nicht als realisierbar gehaltene Reise nach Afrika. Wir
hatten in der Zwischenzeit herausgefunden, daß die Reise insgesamt
zwischen zwölf- und fünfzehntausend Dollar kosten würde!
Caroline, Larry, ich und mein jüngstes Kind, Bapu, sollten reisen.
Ich hatte Bapu im Meer geboren und die Hopi hatten ihm, der besondere Gaben
mit sich brachte, bereits einen Hopinamen gegeben: Palolocamu, was Wasserschlange
bedeutet. Die Hopi meinten, daß seine Gegenwart für das Regenritual
eine besondere Bedeutung habe. Wie dem auch sei, wir standen vor dem Problem,
das nötige Geld zusammenzubringen, es zu »manifestieren«,
denn weder ich noch Larry hatten Geld.
Ich stellte einen Kontakt zu der Organisation
her, die mit Rock- und Popkonzerten viele Millionen Dollar für die
Hilfe in Afrika gesammelt hatte. Sie antworteten, daß sie nicht wüßten,
was mit dieser Hopifrau anzufangen sei. Ich versuchte ihnen zu erklären,
daß sie Caroline nur nach Afrika schicken müßten, Caroline
würde dort ganz selbständig ihr Regenritual durchführen.
Die Leute dort konnten sich das überhaupt nicht vorstellen, weil es
nicht in ihr Denkschema von der Hilfe mittels Verteilung von Nahrungsmitteln
in Dosen oder der Installation von Latrinen paßte. Sie gaben übrigens
letztlich ihr Geld für den Bau von Latrinen aus. Diese Gespräche
stellten eine sehr interessante Erfahrung dar, weil sie die unterschiedliche
Auffassung von Lösungen für Probleme so deutlich machten. Echte
Lösungen sind Grashalmen vergleichbar: sie sehen sehr einfach und
schlicht aus, und sind doch in bestimmter Weise die wunderbarsten und komplexesten
Schöpfungen.
Ich meditierte jeden Tag und stellte mir
vor, daß wir alle nach Afrika reisten. Ich erzeugte und strahlte
die Energie aus, diese Reise zu verwirklichen, obwohl ich keine Vorstellung
hatte, wie dies geschehen könnte und obwohl ich auch keine Personen
oder Gruppen kannte, die sich mit Geld beteiligen wollten. Die Cousine
von Larry, die damals ihre Sitzung mit mir abgesagt hatte, hörte von
unserem Projekt und entschloß sich, das Geld dafür zu geben.
Sie schenkte uns also diese fünfzehntausend Dollar, die ihr keinerlei
steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten oder irgendwelche anderen Vorteile
boten. Sie spürte lediglich, daß sie Teil jenes Energiewirbels
war, der sich um dieses Projekt entwickelte, um aus dem nichtmanifestierten
Formlosen etwas Neues, Schöpferisches zu erzeugen.
Anfang Mai 1985 brachen wir also wirklich
aus dem Südwesten der USA nach Afrika auf. Wir reisten nach Somalia,
weil es zu jener Zeit aus politischen Gründen praktisch unmöglich
war, nach Äthiopien zu fliegen, obwohl dort die Not wohl am größten
war. Wir wählten Somalia, das an der Ostküste Afrikas liegt,
damit wir den Regen vom Osten quer durch Somalia, Äthiopien und den
Sudan weiter nach Westen lenken könnten.
In Somalia halfen uns viele Menschen,
zum Beispiel mit der Bereitstellung von Fahrzeugen. Wir fuhren in eine
Gegend, in der landwirtschaftliche Versuchsstationen waren. Wir wurden
von den Dorfvätern in einem kleinen Ort begrüßt, um den
herum Maisfelder lagen. Als ein weiteres Zeichen perfekter Synchronizität
war eines dieser Maisfelder noch nicht bestellt worden. Hier waren wir
nun unter der glühenden Hitze Afrikas, in einem abgelegenen Dorf mit
wenigen Hütten aus Lehm und Stroh. Und hier stand Caroline im vollen
Ornat traditionsreicher Hopimedizinmanner. Dazu gehörte eine Wolldecke
mit schwarz-rot-grünem Muster, ein weißer Rock mit Türkisen,
die als »Himmelssteine« besondere Energie ausstrahlen, und
all die anderen Insignien und Symbole der Kraft, die zum Regenritual der
Hopis gehören.
Auch noch nach unserer Ankunft in Afrika
fasteten wir. Wir aßen nur sehr wenig Gemüse und etwas
vom blauen Mais der Hopi. Dieser Mais wird gemahlen und verfügt über
große Nährstoffenergie. Das paßte auch deshalb gut, weil
ich Bapu immer noch ab und an stillte und ein Mehlbrei aus diesem blauen
Mais gleichzeitig Bapus erste feste Nahrung in Neumexiko gewesen war. Damit
fiel es uns nicht schwer, in Afrika herumzureisen, weil wir uns mit genügend
Leinenbeuteln mit Maismehl ausgestattet hatten. Das konnten wir einfach
in Wasser einrühren und trinken. Insgesamt hatten wir knapp drei
Wochen lang vor dem Regenritual auf diese Weise gefastet.
In der Nacht vor der Zeremonie legte
Caroline ihre Gebetsfedern und ihre anderen mit der Kraft des Regenzaubers
geladenen Gegenstände aus. Diese Federn nennen die Hopi übrigens
»Pahos«. Und diese 82-jährige Frau, welche die ganze Zeit
hohe Stiefel trug, weil sie in ihrer Jugend von einem Auto überfahren
wurde und Beinverletzungen davontrug und die außerdem unter Arthritis
litt, hatte sich schon während der Reise über alle Unbequemlichkeiten
und körperlichen Beschwernisse hinweggesetzt. Und nun saß sie
die ganze Nacht vor dem Ritual vollkommen aufrecht, sackte kein einziges
Mal in sich zusammen, sie saß in völliger Stille und Ruhe, ohne
sich auch nur einmal zu bewegen oder ihre Beine auszustrecken - obwohl
ich durch meine Körperarbeit weiß, wieviel Schmerzen sie in
ihrem Bein gehabt haben muß. In dieser letzten Nacht also saß
sie still und stumm wie ein Stein, ganz in das Gebet um Regen versenkt,
auf die Reinheit ihres Herzens und die Reinheit der Gabe ausgerichtet,
die nur bei untadliger innerer Haltung möglich waren. Sie war
die Abgesandte ihres Volkes, eines »roten« Volkes, die in diesem
von der Dürre heimgesuchten Land dem »schwarzen« Mann'
eine Gabe zu überbringen hatte.
Am nächsten Morgen gingen wir mit
den Dorfvätern zum unbestellten Feld. Wir hatten etwa 40 Pfund Samenkörner
vom blauen Hopimais mitgebracht. Caroline selbst hatte jedes einzelne dieser
Körner aus den Maiskolben herausgelöst, die für Afrika bestimmt
waren.. Caroline und ich, die einzigen Frauen unter Männern, setzten
uns dann auf den Boden und Caroline begann, zu den Afrikanern zu sprechen.
Am Anfang war ihnen alles, glaube ich, nicht ganz geheuer - eine indianische
Frau mit Federn und allerlei rätselhaften Gegenständen und Gerätschaften
mitten unter ihnen. Caroline sagte: »Ich bringe etwas von meinem
Volk für euer Volk, damit ihr erfahrt, daß ihr nie zu hungern
braucht. « Sie hob dann einen besonderen Fächer aus Adlerfedern
empor. Adler gelten bei den meisten Indianern in Nordamerika als Träger
außerordentlicher Kraft. Sie erklärte den Dorfvätern, daß
sie Regen rufen wolle, um ihnen zu zeigen, daß so etwas möglich
sei. Und sie erzählte ihnen, daß diese besonders schönen
purpurviolettfarbenen Maiskörner seit 4000 Jahren ein unverfälschtes
Lebensmittel für die Hopis darstellen. Die Afrikaner zeigten sich
darüber sehr erstaunt, sie vergaßen ihre Irritation über
Carolines seltsame Erscheinung und ihre eigenartigen Rituale. Und obwohl
sie sehr wenig darauf vorbereitet waren und sehr wenig darüber wußten,
was Caroline vorhatte, waren sie doch fasziniert von der Mitteilung, daß
die Hopi Generation nach Generation dieselbe Art Mais hatten anbauen können!
Caroline sprach über den Kreislauf
des Lebens, über den Zyklus von Geburt, Tod und Zeugung. Sie sprach
davon, daß die Afrikaner zu den zukünftig wachsenden Maispflanzen
singen sollten, wenn sie Maiskörner in die Erde pflanzten, sie
sprach von der Liebe, die man auch in der Feldarbeit der Natur gegenüber
zum Ausdruck bringen müsse. Das Lachen ihrer Augen, das Licht
auf ihren Gesichtern zeigte, daß sie verstanden, was Caroline meinte.
Sie konnten aus eigener Erfahrung verstehen, wie wertvoll Liebe, Zärtlichkeit
und Gesang für jedes neue, junge wachsende Leben ist. Das gegenseitige
Verstehen schuf ein Band zwischen Caroline und diesen Afrikanern..
Diese wunderschöne, magisch wirkende
Frau, die nur knapp 1,50 m groß ist, stand nach ihrer kleinen Ansprache
auf. Sie erhob ihre Federn, sprach ihre Gebete, in den Osten, in den
Süden, in den Westen und in den Norden, zum Vater Himmel und zur Mutter
Erde, zu allen Kräften, um die Energie herbeizurufen, dann steckte
sie die Gebetsfedern, die weiche Daunen von der Brust eines Adlers sind,
in den Boden des zukünftigen Maisfeldes und des kleinen Gebetsplatzes,
dann streute sie gelbes Maismehl aus, das als Träger der Gebetskraft
gilt, und hielt schließlich einfach die Adlerfedern ihres Fächers
zum Himmel.
Der blaue Himmel, den wir seit unserer
Ankunft erlebt hatten, verdunkelte sich, in unglaublicher Geschwindigkeit
bildeten sich Wolken, und erste Regentropfen begannen zu fallen! Daraufhin
begann sie, die Maiskörner im Boden einzupflanzen. Sie machte etwa
30 cm tiefe Löcher, also tiefer als normal, und legte die Maiskörner
hinein. Sie zeigte diesen afrikanischen Dorfvätern auf ziemlich
autoritäre Weise, was recht lustig zu beobachten war, ganz genau,
wie sie die Maiskörner pflanzen sollten. Und bei dieser Pflanztiefe
kann man eigentlich nicht erwarten, daß sich in den ersten zwei Wochen
irgend etwas rührt. Bald waren das ganze Feld und auch die Erde rund
um den Gebetsschrein bepflanzt. Es begann so heftig zu regnen, so sehr
in Strömen vom Himmel herunterzukommen, daß wir nicht mehr mit
dem Jeep zu unserem Wohnort an der Küste zurückgelangten. Wir
mußten über Nacht in einem Nachbardorf bleiben, in dem es zwei
Hütten mit einem festen Zementboden gab.
Entsprechend den Gesetzen des Hopirituals
mußten sie drei Tage lang jeden Tag zurückkehren, um am Gebetsplatz
die vorgeschriebenen Gebete zu sprechen. Und an den beiden ersten Tagen
versuchten wir zwar, ins Nachbardorf aufzubrechen, kamen aber wegen der
anhaltenden Regenfälle nie ganz bis dorthin. Wir blieben im Schlamm
stecken und mußten teils zu Fuß zurückkehren. Also stand
sie im Nachbardorf und richtete ihre Gebete zum Schrein hin. Am dritten
Tag gelangten wir nach einer mühevollen Fahrt, bei der wir mehrfach
unseren steckengebliebenen Jeep aus dem Schlamm befreien mußten,
nahe genug an das Feld, um zu Fuß hinzugehen. Und dort sah ich zu
meiner Überraschung, daß sich um den Schrein herum schon die
ersten grünen Maispflänzchen zeigten; in drei Tagen hatten sie
gekeimt und waren etwa 3 cm aus dem Boden hervorgeschossen. Es war einfach
ein Wunder. Überall standen diese zarten grünen Pflänzchen
mit jeweils zwei Blättchen zu jeder Seite des Stengels. In unserer
westlichen intellektuellen Sicht war dies ein » Wunder«.
Es gab keine rationale Erklärung
dafür, daß ein derart tief gesätes Maiskorn in drei Tagen
keimen und so weit nach oben schießen könnte. Dieses »Wunder«
geschah, um zu demonstrieren, zu manifestieren, daß Menschen mit
jener besonderen Energie Regen rufen können, daß sie nicht hungern
müssen.
Es war eine Zeit und ein Erlebnis, die
demütig machten. Als wir uns zum Abschied mit den Dorfvätern
versammelten, mußten das begrenzte Gemüt und der rationale Verstand
wiederum eingestehen, Zeuge von etwas »Unmöglichem« geworden
zu sein. Etwas an und für sich Undenkbares war dennoch geschehen,
harte vitale Existenz angenommen und war für jedermann klar sichtbar
und greifbar. Beim Abschied stand Caroline zum letzten Mal am Gebetsplatz
und lenkte von dort den Regen westwärts, indem sie ihr goldgelbes
Maismehl in diese Richtung warf. Jeder von uns durfte sich daran beteiligen,
sogar Bapu, der damals erst 9 Monate zählte. Bapu begriff instinktiv
worum es ging, und griff in Larrys Hand, in der dieser das Maismehl hielt.
Dann warf Bapu auch Maismehl in eine westliche Richtung und fügte
damit seine Liebe, sein Verstehen dem Ritual bei. Danach verließen
wir Afrika.
Später gelang es uns, meteorologische
Daten von verschiedenen Meßstationen zu sammeln, die auf wundervolle
Weise die Geschehnisse bestätigten. Im nachhinein stellte sich das
Geschehen so dar: als der Regen über dem Feld begann, hatte sich ein
mysteriöser Sturm zusammengebraut, aus einer Richtung, aus der in
diesem Küstenstrich Ostsomalias bisher noch nie Stürme beobachtet
worden waren. Aus unerklärlichen Gründen also erhob sich ein
Sturm aus dieser Richtung, zog quer über Somalia und Äthiopien
zum Sudan und weiter westwärts. Mit sich brachte er, inmitten der
anhaltenden Dürre jener Jahreszeit, Regen, der während der nächsten
drei Monate immer wiederkehrte. Nach Angaben des Außenministeriums
hatten diese Landstriche Afrikas den besten Regen seit sieben Jahren. Es
waren übrigens keine zerstörerischen Regenfälle, die Erde
fortschwemmten, sondern fruchtbarer Regen, der ganz genau überall
dort fiel, wohin Caroline ihn gelenkt hatte.
Leider haben wir keine neueren Informationen
mehr darüber, wie sich der Mais inzwischen entwickelt hat, obwohl
wir AID, eine bestimmte landwirtschaftliche Organisation, die in dieser
Region tätig ist, darum gebeten hatten. Der blaue Hopimais ist für
solche dürren Landstriche deshalb besonders geeignet, weil er sehr
wenig Wasser braucht, in karger Erde wächst, und dennoch einen nährstoffreichen
Ertrag bietet. Inzwischen ist übrigens ein ähnliches Projekt
im Gange, »historisches« dürreresistentes Saatgut, das
durch Jahrhunderte von Indianern kultiviert wurde, nach Afrika zu bringen
- unter dem Motto: »Der rote Mann ernährt die Schwarze Welt«
(The red man feeds the black world.). Dan Carlsons Methode des »sonic
bloom« und die Anwendung in einem Indianerpueblo hier in der Hochwüste
sind dafür der Anstoß gewesen.
Wie will, wie soll man diese Manifestation
von Gebetsrufen und Willenskraft verstehen? Caroline wurde eins mit den
Elementen der Natur, sie verschmolz mit dem schöpferischen Impuls,
der die Natur bewegt, sie öffnete sich den Bewußtseinsenergien
einer anderen Dimension. Wir alle sind in Wahrheit nicht von der Welt und
den Kräften, die sie bewegen, getrennt. Wir alle könnten an der
Manifestation, an der absichtsvollen Offenbarung dieser Kräfte teilhaben.
Wir bestehen aus denselben Elementen, aus denen auch die Natur besteht.
Das Wasser in unserem Körper gleicht dem Wasser im Meer. Wie Insekten
und Vögel und andere Tiere es tun, könnten auch wir jene Sphären
unseres Gehirns aktivieren, die in der Lage sind, Wetterkonstellationen
zu erfassen.
Wenn wir selber etwas manifestieren wollen,
müssen wir uns auf höhere Oktaven einstellen. Die Hopi vollziehen
dies mit ihren Ritualen. Andere »Eingeborenen«-Kulturen in
der ganzen Welt tun es auch, nur wir haben den Kontakt zu diesen Ebenen
verloren. Wenn wir diesen Kontakt wiedergewönnen und jene schlummernden
Sphären unseres Gehirns aktivieren, könnten wir Wissen und Erkenntnisse
über alles erlangen, was wir uns wünschen.
Ein kleines Beispiel aus der letzten Zeit
will ich dafür kurz anführen. In den Bergen in der Nähe
von Galisteo war vor kurzem ein junger Mann gestorben. Leute wurden ausgeschickt,
um seine Leiche zu suchen. In jener Zeit bildete ich gerade zwei junge
Männer aus, und es ging unter anderem auch darum, in sich selbst Wissen
um die Dinge in der Welt aufzufinden. Sie lernten eine bestimmte Art der
Schädelarbeit, eine tiefgreifende »Kopfmassage«, die auch
für die Einstimmung auf den Umgang mit Wünschelrute und Pendel
geeignet ist.
Wasseradern oder verlorengegangene Gegenstände
zu finden ist kein Talent, das nur wenige Ausgewählte besitzen. Jedermann
kann diese Fähigkeit, zumindest in bestimmtem Maße entwickeln.
Die Kinder meiner Sommerschule lernten zum Beispiel auch den Umgang mit
der Wünschelrute, mit Ausnahme der ganz Kleinen, die eine Astgabel
oder eine Rute nicht richtig halten konnten. Die Kinder hatten dabei sehr
schöne Erfahrungen, wenn eine unsichtbare Energie plötzlich ihre
Wünschelrute nach unten zog. Und so wie wir uns beim Gehen mit der
Wünschelrute zum Beispiel auf fließendes
Wasser einstellen, so werden bei dieser
Schädelarbeit auch Energieflüsse erspürt und als Mittler
von Information benutzt. Alle Körperflüssigkeiten sind Teil unseres
elektromagnetischen Feldes und damit nutzbar, um - wenn man sich in der
richtigen Weise abstimmt - Orte der Energie zu erfassen und intuitive Erkenntnisse
weiterzuleiten. All dies ist ein sehr greifbarer, körperlicher Aspekt
der uns innewohnenden Bewußtseinskraft, die potentiell Zugang zu
allen Ebenen hat.
Wir besorgten uns also topographische
Karten und benutzten Pendel, um die Leiche zu finden. Zu jener Zeit kannte
ich nicht den Namen der betreffenden Person, sondern lenkte die Aufmerksamkeit
der beiden jungen Männer nur auf die Frage: »Wo ist die Leiche?«
Sie gingen dann hinaus in die Berge und wurden durch das Pendeln über
den Karten und durch das Gehen mit Wünschelruten direkt an einen Platz
geführt, an dem sie einen Schädel fanden. Allerdings handelte
es sich dabei nicht um den gesuchten jungen Mann, sondern um den Schädel
einer Frau, die ermordet worden war. Unser Wissen von innen hatte uns also
an den Ort geführt, wo ein Mensch gestorben war, allerdings hatten
wir die Frage nicht präzise genug gestellt.
Ich will am Schluß kurz auf einen
Unterschied zwischen dem »positiven Denken« und der »Manifestation«
eingehen. Positives Denken benutzt das Gemüt durch ständige Wiederholung
eines bestimmten Gedankens, den Willen bewußt darauf auszurichten.
Durch den so wie in einem Brennglas gebündelten Willen wird eine Prägung
angestrebt, z. B. daß eine bestimmte Situation wundervoll sei oder
daß sich ein bestimmtes Geschehen wirklich ereignen wird. Es handelt
sich dabei um die Projektion eines Gefühls, einer Sinneserfahrung
oder einer gemüthaften Ausrichtung, die zu einer Bekräftigung
der Absicht führen sollen.
Ich aber spreche über die Kunst der
Manifestation, die uns als Menschen vom Anbeginn der Zeiten innewohnt.
Ich spreche nicht über Alchemie, die ein Teil der Wirkungsweise positiven
Denkens ausmacht. Denn dabei geht es »nur« um den Willen, um
Gemüt und Verstand, die zweifellos sehr mächtig sind und etwas
aufbauen können. Aber wir tragen die Chance in uns, in das höhere
Gemüt, in höhere Dimensionen von Willen und Verstand vorzustoßen:
in jene holographischen Bewußtseinsdimensionen, in denen wir bewußten
unmittelbaren Kontakt mit Gedankenformen, Körpern, Naturkräften
oder Vorstellungen aufnehmen können. Der Unterschied liegt also darin,
daß man sich bei der Manifestation über die individuelle Persönlichkeit
erhebt!
Noch ein Randgedanke in diesem Zusammenhang:
Es gibt einen Unterschied zwischen unserer früheren Handhabung von
Alchemie, bei der wir personale Kräfte einsetzten, um der Natur oder
anderen Menschen unseren Willen unter Einsatz von Magie aufzuzwingen, und
jenem neuen Ansatz, den ich am Beispiel von Caroline beschrieben habe.
Auf der einen Seite haben wir das Streben nach Kontrolle über Naturgesetze,
wenn wir zum Beispiel Eisen in Gold verwandeln wollen: Also das Bemühen
um Macht. Auf der anderen Seite steht die Bewußtseinsöffnung
und -erweiterung, in der nichts mehr von uns getrennt ist. Diese Öffnung
erlaubt uns, Wissen aufzunehmen und uns in den natürlichen Energiefluß
schöpferischer Synchronizität von Wünschen, Gedanken und
Ereignissen ziehen zu lassen. Darin liegt dann eine Kunst der Vervollkommnung
und der Vollkommenheit.
Gemüt und Verstand sind die Grenzen
dieser Welt. Die Grenzen liegen nicht draußen, im Weltraum, sondern
in uns selbst. Wenn man beginnt, bewußt an schöpferischen Prozessen
teilzunehmen, wird das die Sicht unserer Entwicklungsmöglichkeiten,
unserer freien Entscheidung, unserer willentlichen Wahl zukünftiger
Umstände und Begebenheiten wandeln. Wir werden dann verstehen lernen,
daß wir in der Tat den Regen rufen können. Hinter dieser Bewußtseinserweiterung,
hinter dieser bewußten Teilhabe an der Schöpfung wirkt die Yin-Energie,
jene großartige »weibliche« Anima-Kraft, welche im Spiralwirbel
des Nichtmanifesten, des Formlosen verborgen ist. Diese Kraft, ein Teil
derer von manchen Psychologen auch als das Unbewußte bezeichnet wird,
ist mit der göttlichen Kraft, mit der Schöpferkraft identisch.
Wir leben auf diesem Planeten Erde in einer historischen Zeit, die danach
verlangt, diese Kraft in schöpferischer Manifestation ganz praktisch
in unserem Alltagsleben zu benutzen und zu offenbaren. Diese weibliche
Energie, diese intuitive, formlose Kraft, diese innere Weisheit können
wir jetzt auf neue Weise erfahren und anwenden.