Neue Wege der Fleischproduktion

Ein Radio-Interview
von Elias Erdmann

Sprecher: In einer Zeit, in der die Verbraucher durch täglich neue Schreckensmeldungen über Rinderwahn, Hormonfleisch und MKS beunruhigt 
werden, beschreitet die kleine Pfarrei St. Ottilien neue Wege in der 
Fleischproduktion. Zu Gast im Studio ist Pfarrer Dr. Heinz Schabernack, 
der diese Initiative ins Leben gerufen hat. Herr Dr. S., worin unterscheidet sich ihre Art der Fleischerzeugung von den etablierten Methoden?

Dr. S.: Also zunächst kommen wir in unserer Methode der 
Fleischproduktion ohne Tiere aus und unterbinden damit die 
Hauptinfektionswege für MKS und BSE.

Sprecher: Fleischproduktion ohne Tiere? Das klingt doch zunächst etwas 
ungewöhnlich.

Dr. S.: Es ist eigentlich sogar eine sehr alte und seit fast 2000 Jahren 
erprobte Methode, die nur leider zunehmend in Vergessenheit gerät. Wir 
erzeugen Fleisch durch Wandlung von Brot. Im zweiundzwanzigsten Kapitel 
des Lukas-Evangeliums finden wir die Worte der Wandlung "Und er nahm das 
Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Das ist mein Leib, 
der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis." Mit diesen 
Worten wird nun seit fast 2000 Jahren erfolgreich Brot in das Fleisch 
Christi gewandelt. Von ungewöhnlich kann also keine Rede sein.

Sprecher: Verstehe ich das richtig: Sie produzieren Menschenfleisch. 
Haben sie keine Bedenken, dass es bei den Verbrauchern hier gewisse 
Vorbehalte geben könnte.?

Dr. S.: Da kann ich sie beruhigen. Menschenfleisch erzeugen wir nur zum 
rituellen Gebrauch. In den Handel kommt kein Fleisch, das durch die 
Wandlung von Hostien erzeugt worden wäre. Da greifen wir auf andere 
Brotsorten zurück. Schließlich ist der Verbraucher auch an eine gewisse 
Vielfalt im Angebot bei den Fleischsorten gewöhnt. So verwenden wir 
beispielsweise Toastbrot um durch Wandlung Putensteak zu erzeugen und 
Schwarzbrot wegen der festeren Konsistenz für die Erzeugung von 
Rindfleisch. Sehr beliebt bei den Verbrauchern ist auch die 
Gulasch-Suppe auf der Basis von gewandeltem Hirsebrei. Weiterhin lassen 
wir auch in den Einsetzungsworten für Fleisch, welches in den Handel 
gelangen soll, das Wort "mein" weg. Also wir sagen nur " Das ist -PAUSE- 
Leib, der für euch gegeben wird". Anstatt des Wortes "mein" machen wir 
eine kurze Unterbrechung im Redefluss, damit der Rhythmus nicht gestört 
wird.

Sprecher: Hat diese Art der Fleischproduktion neben der Vermeidung von 
Tierseuchen weitere Vorteile?

Dr. S.: Es ist in der Produktion auch günstiger, denn in der Tierhaltung 
muss je nach Tierart etwa die zwei bis zehnfache Kalorienmenge an 
Tierfutter erzeugt werden vergleichen mit der Kalorienanzahl, die man 
hinterher im Fleisch vorfindet. Bei der Wandlung tritt dieser Verlust 
nicht auf.
Aber auch in der Nachbearbeitung lassen sich weitere Kosten einsparen. 
Durch Zerhacken der Einsetzungsworte und einer Permutation der 
Buchstaben kann man z.B. ein einem Schritt direkt Hackfleisch erzeugen. 
Anstatt " Das ist -PAUSE- Leib, der für euch gegeben wird" klingt das 
also in etwa so "Sad sit -PAUSE- Beil erd rüf huce begeneg dwir"

Sprecher: Geben sie diese Kostenersparnis an den Verbraucher weiter?

Dr. S.: Indirekt schon. Die Differenz zwischen Erzeugerpreis und dem 
Preis für den Endverbraucher, der etwa auf dem Niveau von Biofleisch 
liegt, rechnen wir dem Kunden auf seinen Ablass an. Das entspricht 
durchaus den Wünschen und Bedürfnissen der Verbraucher, die eigene Zeit 
im Fegefeuer zu verkürzen. Darum vertreiben wir das Fleisch auch unter 
der Marke "Ablassfleisch" mit dem Slogan "Den Körper stärkt am 
Ablassfleisch und es nutzt auch fürs Himmelreich."

Sprecher: Bislang erzeugen Sie das Fleisch noch immer während des 
Gottesdienstes. Wird sich in Zukunft daran etwas ändern?

Dr. S.: Nein, auf diese Weise kann der Verbraucher selbst sehen, wie 
sein Fleisch produziert wird. Das schafft Vertrauen beim Kunden. Da gibt 
es auch nicht diese Probleme mit Herkunftsnachweisen usw. wie bei der 
konventionellen Fleischproduktion, wo der Kunden eigentlich nur den 
Behauptungen der Hersteller glauben kann, weil der Herstellungsprozess 
für ihn intransparent bleibt.

Sprecher: Trotz der enormen Vorteile dieser Art der Fleischherstellung 
laufen die Verbraucherverbände Sturm gegen ihre Initiative und werfen 
ihnen öffentlich unlauteren Wettbewerb und Täuschung vor.

Dr. S.: Ich kann diese Menschen nur bedauern, denn ihnen fehlt die 
höhere Einsicht und der Glaube. Weil das Brot durch die Wandlung seine 
äußere Form natürlich nicht ändert, glauben sie, es wäre noch immer 
Brot. Aber wir werden uns durch diese ewigen Zweifler nicht von unserem 
Konzept abbringen lassen. Das sind wir schließlich auch unseren Kunden 
schuldig. Die hätten sicher kein Verständnis dafür, wenn das 
Ablassfleisch nicht mehr verfügbar wäre.

Sprecher: Nicht nur von der Form, sondern auch von der Konsistenz und 
vom Geschmack ähnelt das von ihnen produzierte Fleisch aber auch eher 
Brot als konventionell hergestelltem Fleisch.

Dr. S.: Gewisse Unterschiede zu konventionellem Fleisch gibt es 
natürlich, weil dieses Fleisch frei ist von den doch eher störenden 
Knorpeln und Sehnen, aber auch ohne Hormone, Antibiotika und Turbomast 
hergestellt wird. Die Unterschiede sind also durchaus begründet. Wenn 
man als Verbraucher niemals Fleisch in dieser Reinheit kennengelernt 
hat, da schmeckt dieses zunächst natürlich etwas ungewohnt.

Sprecher: Herr Dr. Schabernack, ich danke für dieses Interview und 
verabschiede mich von ihnen.